Die Entwicklung des Hakenkreuzes zum todbringenden Symbol des Nationalsozialismus
Bis
auf den heutigen Tag spukt das zentrale Symbol der nationalsozialistischen
Bewegung, das Hakenkreuz, in manchen K�pfen herum und gelangt so als
gezielte oder auch nur unbesonnene Schmiererei auf W�nde, Grabsteine oder
Busfenster. Auch im Internet hat es manchen Auftritt auf neonazistischen Websites. Im folgenden wird versucht zu kl�ren, was die Faszination dieses
Zeichens ausmacht, das als Heilszeichen entstand und als verbrecherisches Todessymbol endete.
Das Hakenkreuz (die Swastika) ist ein klassisches Ursymbol: es wurde
�ber Jahrtausende hinweg in vielen Teilen der Welt als Heilszeichen oder
Dekorationselement verwendet, bis es gegen Ende des 19. Jahrhunderts in
Mitteleuropa zum zentralen Symbol von Deutschnationalismus, Pangermanismus und
Antisemitismus wurde, um schlie�lich als millionenfach reproduziertes Abzeichen
des Nationalsozialismus bis auf den heutigen Tag sein Unwesen zu treiben. Die
moderne Symbolbedeutung und der symbolpublizistische Einsatz des Hakenkreuzes geht auf Gruppierungen zur�ck, die
nach der Jahrhundertwende im �sterreichisch-bayrisch-sudetendeutschen Raum
wirkten. Wir halten es deshalb f�r legitim und notwendig, uns mit dem
unheilvollen Symbol einer unseligen Vergangenheit im Detail auseinander zu
setzen.
Die Bezeichnung "Swastika" kommt wahrscheinlich aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie "es ist gut". Das Hakenkreuz wurde somit als ein Zeichen des Heils, als Gl�ckszeichen und als Symbol f�r Gesundheit und langes Leben angesehen und verwendet. Die Swastika kommt in ihrer f�nftausendj�hrigen Geschichte in vielen Formen vor: aufrecht oder schr�g stehend, mit geraden oder gebogenen Haken, die Enden im Uhrzeigersinn nach rechts weisend oder gegen denselben gerichtet. Sehr deutlich ist die Verwandtschaft des Hakenkreuzes mit dem Radkreuz, aus dem es ebenso abgeleitet werden kann wie aus der Kombination zweier Doppelwinkel, die wie laufende Beine aussehen und damit Bewegung signalisieren. Nach Wilhelm Reich stellt das Hakenkreuz die Verbindung von Mann und Frau im Geschlechtsakt dar - ein gutes Beispiel f�r ein symbolisches �Dualsystem�. Entscheidend f�r die psychologische Wirkung des Hakenkreuzes aber ist die durch die Anordnung seiner vier Haken entstehende optische Dynamik, die einen Rotationseffekt hervorruft, der den Charakter des Hakenkreuzes als Feuerrad und Sonnensymbol unterstreicht. Dabei waren stets beide "Drehrichtungen" m�glich, sodass dem Hakenkreuz eine weitere Bedeutung - �hnlich dem Yin/Yang-Prinzip - beigelegt werden kann. Das Hakenkreuz kann als Sonnensymbol und Symbol des Lebens, als Zeichen f�r die vier Windrichtungen, die vier Elemente, die vier Jahreszeiten etc. aufgefasst werden. Meist wurde es in seiner langen Geschichte auf ornamentale Weise - als alleinstehendes Symbol oder in Reihen bzw. Bord�ren - verwendet. Das Hakenkreuz war in ganz Asien mit Ausnahme Persiens sowie im indischen Kulturkreis verbreitet - aber auch in Nord- und S�damerika, in Zypern, West- und Nordeuropa sowie in der keltischen Kultur. Nationalsozialistische Autoren bem�hten sich in der Zwischenkriegszeit, m�glichst viele Bildnachweise f�r die Existenz des Hakenkreuzes in vorgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit zu erbringen.
=>
Friedrich Rausch, Das Hakenkreuz - sein Sinn und seine Bedeutung, M�nchen,
Ehers Nachfolger, 1933
=>
J�rg Lechler, Vom Hakenkreuz. Die Geschichte eines Symbols. Leipzig, Kabitzsch,
1934. 2.erw. Aufl. 600 Abb. 1 Farbtafel.
89 Seiten. Auf der Basis dieses Werks:
=> Fritz Geschwendt, 5000 Jahre Hakenkreuz, Schriften zu Deutschlands
Erneuerung,
Nr. 23, Breslau,
1935, 33 Abb. 16 S.
Die
Swastika konnte nach diesen Forschungen auf dem Boden jungsteinzeitlicher Tongef�sse
aus Siebenb�rgen, auf Spinnwirteln und Gesichtsurnen aus Troja (2500-1800 v.Chr.), auf keltisch-iberischen M�nzen und im China der
Sung-Dynastie (10.-13. Jh. n.Chr.) festgestellt werden. "Sprachlich wird das Hakenkreuz
von den Chinesen "wan" genannt, was die Zahl 10.000 bedeutet. 10.000
ist f�r die Chinesen "die gro�e Zahl", ihr Ausdruck f�r
Unendlichkeit. Daher ist in dem Wort "wan" Unendlichkeit gleich langes
Leben gleich viel Segen, gro�es Gl�ck ausgedr�ckt. Auch hieraus geht hervor, dass
das Hakenkreuz Gl�cksbedeutung besitzt.
=> Fritz Geschwendt, a.a.O., 16
Anmerkung: Schon im Jahr 1897, als der Begriff "Swastika" noch
in keinem W�rterbuch zu finden war, publizierte der amerikanische
Pr�historiker Thomas Wilson einen 250 Seiten langen,
reich illustrierten Text, in dem er in �beraus genauer Form die
pr�historischen Beispiele f�r die Verwendung des Hakenkreuzes in allen Teilen
der Welt nachzeichnete. Ich verdanke den Hinweis auf dieses Werk dem 1930 in
Tetschen geborenen Psychiater, Anthropologen und Symbolforscher Wolfgang G.
Jilek (Vancouver).
=>
Thomas Wilson/Jamna Das Akhtar, The Swastika, Oriental Publishers, New Delhi,
1973 (Erg�nzte
Neuauflage des Originals aus 1897)
=> Malcom Quinn, The Swastika, Constructing the Symbol, Routledge,
London, 1994Vgl. auch
Von besonderem Interesse f�r die NS-Ideologie war nat�rlich der Gebrauch des Hakenkreuzes durch die Germanen. Es werden Ringe, Becher und vor allem Speerspitzen angef�hrt, die aus der Zeit zwischen dem dritten und vierten nachchristlichen Jahrhundert stammen und zeigen, wie die Swastika in die Lanzenspitzen eingraviert worden war.
In Skandinavien wird das Hakenkreuz auf den Hammer Thors zur�ckgef�hrt, von dem es in der pr�nationalsozialistischen Symbolik auch noch �fter begleitet wird. Die Swastika tritt auch im christlichen Bereich auf, so auf Grabsteinen in r�mischen Katakomben und auf dem Grabmal des Vandalen Stilicho (+ 408) in einer Kirche in Mailand. Die rote Stola eines Messdieners auf einem Bild in der Marienkirche von L�beck (16.Jh.) tr�gt eine Reihe gelber Hakenkreuze. Im Wiener Museum f�r angewandte Kunst wird der "G�sser Ornat" aus dem Jahr 1230 aufbewahrt, den ebenfalls ("statische") Hakenkreuze zieren. Ein anderes Beispiel ist eine Heiligendarstellung in der Kathedrale von Tarragona (Katalonien) aus dem 12. Jahrhundert, die von ("dynamischen") Hakenkreuzen einges�umt wird.
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Wenn berichtet wird, auch die Ornamentik der Synagoge von Kaparneum enthalte ein Hakenkreuzmuster, so ist dies stark �bertrieben, da das dortige Motiv in Wirklichkeit ein Sonnenrad mit sieben Fl�geln ist. Wenn das Hakenkreuz als Sinnbild f�r Christus aufgefasst wurde, so stellte es diesen als das Zentrum der vier Evangelisten dar (Vervierfachung des Buchstaben Gamma, daher die Bezeichnung "crux gammata", Gammadion). Als Zeichen Buddhas symbolisierte die Swastika den Schl�ssel zum Paradies. Das buddhistische Hakenkreuz soll auf Goldpl�ttchen aus dem Grab des 477 v.Chr. verstorbenen Religionsgr�nders gefunden worden sein. Es existieren viele Buddhabilder mit dem gegen den Uhrzeigersinn gerichteten Hakenkreuz, wie es noch heute in Asien, z.B. in Japan, �blich ist. In Brosch�ren des Roten Kreuzes wird ein rotes linksgefl�geltes Hakenkreuz sogar als m�gliches Rettungszeichen in Sri Lanka angegeben.
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Allgemein l�sst sich sagen, dass dem Hakenkreuz in seiner fr�hen Geschichte offenbar keinerlei negative Bedeutung beigemessen wurde. Der deutsche "Turnvater" Jahn verband Anfang des 19. Jahrhunderts die vier Anfangsbuchstaben seiner Parole "Frisch, Froh, Fromm, Frei" zu einem Hakenkreuz mit gebogenen "F"-Haken.
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Damit
gelangen wir in jene geistesgeschichtliche Periode vor etwas �ber hundert Jahren, in
welcher das Hakenkreuz in einem fatalen Zusammenspiel zwischen deutschnationalen
Sektierern in Wien und M�nchen seine Umdeutung zum mystischen Kultsymbol
militanter pangermanischer und antisemitischer Zirkel, Gruppierungen, Parteien
und schlie�lich der von Hitler hysterisierten Massen erfuhr. Weit verbreitete
war das Hakenkreuz als Abzeichen der etwa 100 deutschen Freikorps, die
nach Aufl�sung der deutschen Armee 1918 auf Betreiben der Obersten
Heeresleitung gebildet wurden. Neben den Farben Schwarz-Wei�-Rot und der
(alten) Reichskriegsflagge war das oft am Stahlhelm gef�hrte Hakenkreuz Teil der
"Landsknechtmode" der Freikorps, die sich - infolge ihrer Gegnerschaft
zur Weimarer Republik nicht ganz zu Unrecht - als "verlorene Haufen" f�hlten.
Die Freikorps �bernahmen aber auch alte Heereszeichen. So wurde etwa das
Edelwei� des Alpenkorps durch das von der Thule-Gesellschaft (s.u.) gegr�ndete oder
zumindest beeinflusste "Freikorps Oberland" gef�hrt, dem sich auch
1921 der sp�tere �sterreichische Heimwehrf�hrer Ernst R�diger Graf
Starhemberg angeschlossen hatte, bevor er 1923 nach M�nchen zur Hitlerbewegung
stie�. Die
Freikorps f�hrten das Hakenkreuz in
verschiedener Form: als Armbinde, auf den Stahlhelm gemalt oder als
Standarte:
=> Karlheinz Wei�mann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, D�sseldorf, 1991, 100 f
Hat Hitler die Hakenkreuzfahne erfunden?
Die Behauptung Adolf Hitlers, er selbst habe die Hakenkreuzfahne entworfen, kann zur G�nze stimmen, zum Teil richtig sein - oder ganz falsch sein. Das letztere ist am wahrscheinlichsten. Hier zun�chst der h�ufig zitierte Originaltext:
"Ich selbst trat immer f�r die Beibehaltung der alten Farben ein, nicht nur weil sie mir als Soldat das Heiligste sind, das ich kenne, sondern weil sie auch in ihrer �sthetischen Wirkung meinem Gef�hl weitaus am meisten entsprechen. Dennoch musste ich die zahllosen Entw�rfe, die damals aus den Kreisen der jungen Bewegung einliefen, und die meistens das Hakenkreuz in die alte Fahne hineingezeichnet hatten, ausnahmslos ablehnen. Ich selbst - als F�hrer - wollte nicht sofort mit meinem eigenen Entwurf an die �ffentlichkeit treten, da es ja m�glich war, dass ein anderer einen ebenso guten oder vielleicht auch besseren bringen w�rde. Tats�chlich hat ein Zahnarzt aus Starnberg auch einen gar nicht schlechten Entwurf geliefert, der �brigens dem meinen ziemlich nahe kam, nur den einen Fehler hatte, dass das Hakenkreuz mit gebogenen Haken in eine wei�e Scheibe hineinkomponiert war. Ich selbst hatte unterdes nach unz�hligen Versuchen eine endg�ltige Form niedergelegt: eine Fahne aus rotem Grundtuch mit einer wei�en Scheibe und in deren Mitte ein schwarzes Hakenkreuz. Nach langen Versuchen fand ich auch ein bestimmtes Verh�ltnis zwischen der Gr��e der Fahne und der Gr��e der wei�en Scheibe sowie der Form und St�rke des Hakenkreuzes. Und dabei ist es dann geblieben."
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In der Folge schildert Hitler auch noch die Entstehung von Armbinde und Parteiabzeichen und interpretiert noch einmal die ideologische Bedeutung der Hakenkreuzfahne:
"Als nationale Sozialisten sehen wir in unserer Flagge unser Programm. Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Wei� den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes f�r den Sieg des arischen Menschen und zugleich mit ihm auch den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch ist und antisemitisch sein wird."
=> Adolf Hitler, Mein Kampf, NSDAP, M�nchen, 1938, 551-557.
Das Buch "Mein Kampf" entstand zumindest teilweise w�hrend der Festungshaft Hitlers in Landsberg, d.h. zwischen November 1923 und Dezember 1924 ("Meine Hochschule auf Staatskosten"). Dabei wurde wie folgt vorgegangen. Die f�r die Entstehung der (NS)DAP sehr wichtige Thule-Gesellschaft (s.u.), eine ordens�hnliche Vereinigung pangermanischer und antisemitischer Sektierer, wurde zu dieser Zeit vor allem von Professor Karl Haushofer, dessen Sch�ler Rudolf Hess, dem Schriftsteller Dietrich Eckart und des aus Estland stammenden Ingenieurs Alfred Rosenberg repr�sentiert. Hess hatte sich auf Veranlassung Haushofers nach dem Putschversuch vom 8.11.1923 freiwillig den Beh�rden gestellt, um Adolf Hitler, den die Mitglieder des innersten Kreises des Thule-Ordens am 3. Oktober 1919 bei einer DAP-Veranstaltung "entdeckt" und am 29. Juli 1921 zum ersten Vorsitzenden der mittlerweile in NSDAP umbenannten Partei gemacht hatten, weiter "betreuen" zu k�nnen. Die Haft in Landsberg glich eher einem Kuraufenthalt. Hitler konnte unter denkbar lockeren Haftbedingungen t�glich vor einer Hakenkreuzfahne Hof halten. Rudolf Hess setzt ihm dabei die Ideen des Geopolitikers Haushofer auseinander. Diese werden dann noch mit dem Gedankengut Alfred Rosenbergs verschnitten. Hess tippt das Ergebnis dieser "H�fen-Ideologie" in die Schreibmaschine. Daraus entsteht 1924 der erste Band von "Mein Kampf", der zweite erscheint erst 1927. Die Endredaktion des Werkes obliegt Pater Dr. Gerhard Stempfle, einem weiteren braunen Weggenossen, der allerdings im Zusammenhang mit dem R�hm-Putsch liquidiert wird.
=> E. R. Carmin: "Guru" Hitler, SV International, Z�rich, 1985, 125 ff.
Hitler
hatte bei der ersten Gro�veranstaltung der DAP im M�nchner Hofbr�uhaus am 24. Februar 1920 das in 25 Thesen gegliederte Grundsatzprogramm der DAP
("Brechung der Zinsknechtschaft", "Gemeinnutz vor Eigennutz"
etc.) als Redner vorgetragen, ohne an seiner Abfassung entscheidend beteiligt
gewesen zu sein. Hauptverantwortlich daf�r zeichneten der ebenfalls aus dem
Thule-Kreis stammende Eisenbahnschlosser Anton Drexler ("Mein
politisches Erwachen - aus dem Tagebuch eines deutschen sozialistischen
Arbeiters" - so seine programmatische Schrift zur DAP), der schon genannte
antisemitische Dichter Dietrich Eckart und der Ingenieur und
Wirtschaftstheoretiker Dr. Gottfried Feder, ebenfalls ein Thule-Bruder. Schon zwei Jahre davor,
im Mai 1918, war in �sterreich eine "Deutsche Nationalsozialistische
Arbeiterpartei" gegr�ndet worden. Die DAP wurde etwa Anfang M�rz 1920
"in Anlehnung an die verwandten sudetendeutschen und �sterreichischen
Gruppierungen" in NSDAP umbenannt und �bernahm angeblich
gleichzeitig das "Kampfsymbol der Gesinnungsfreunde jenseits der Grenze,
das Hakenkreuz."
=> Joachim C. Fest, Hitler, Ullstein, Frankfurt, 1973, 183
Im
Gegensatz zu dieser verbreiteten Auffassung muss jedoch festgehalten werden,
dass die Protonationalsozialisten bereits seit der Gr�ndung des
"Arbeiter-Ringes" durch den Journalisten Karl Harrer und seinen
Thule-Freund Anton Drexler im Oktober 1918 und nach dessen Weiterentwicklung zur
"Deutschen Arbeiter-Partei" im Fr�hjahr 1919 unter dem Hakenkreuz der
Thule-Gesellschaft auftraten - ja mehr noch, unter eben jener Fahne, hinter der
bald die ersten SA-Verb�nde marschieren sollten.
Die Thule-Gesellschaft
Was
war nun diese Thule-Gesellschaft, die - wie wir nun sehen - der eigentliche
Motor beim Aufbau der NSDAP, die Urzelle eines verschworenen Geheimbundes um
Hitler und Himmler und die Keimzelle der NS-Symbolik war?
Um die Jahrhundertwende hatte sich - zum Teil wohl als Reaktion auf den
sogenannten wissenschaftlichen Marxismus - in vielen (halb)gebildeten Kreisen
Europas eine regelrechte Okkultismus- und Esoterikwelle entfaltet:
o Schon 1855 war die Schrift "Die Ungleichheit der menschlichen Rassen" des franz�sischen Grafen Arthur Gobineau erschienen, in der dieser den Gegensatz zwischen der Herrenrasse der Arier und den minderrassigen Semiten herausgearbeitet hatte.
o Lange vor Alfred Rosenbergs "Mythos des 20. Jahrhunderts" (1930) hatte der Schwiegersohn Richard Wagners, Houston Stewart Chamberlain (geboren 1855 in Portsmouth, 1889-1909 in Wien ans�ssig, gestorben 1927 in Bayreuth) mit seinem Werk "Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts" (1899) den Antisemitismus in �sterreich und Deutschland theoretisch untermauert (Georg Ritter von Sch�nerer hatte 1882 seinen antisemitischen "Deutschnationalen Verein" gegr�ndet).
o In Wien hatte der Runen- und Germanenforscher Guido von List (1848-1919) � sp�ter, wie auch Lanz von Liebenfels, in Verbindung mit dem M�nchner Thule-Orden stehend - die Guido-von-List-Gesellschaft gegr�ndet, deren prominentestes Mitglied der Wiener B�rgermeister und Praktiker des politischen Antisemitismus, Dr. Karl Lueger, war.
o 1908 beschreibt Guido von
List das Hakenkreuz als �Zeichen der Reinheit des Blutes�. Es ist
nicht auszuschlie�en, dass in von ihm gef�hrten mystischen Zirkeln auch
sexualmagische Praktiken und Schwarze Magie betrieben wurde. Jedenfalls wurde
schon damals am Konzept des "�bermenschen" gebastelt.
Urspr�nglich Kaufmann von Beruf, betrachtet sich List als letzter Magier der Armanen,
die er f�r die geistigen F�hrer und Priester der "Arier"
h�lt. List begr�ndete die Runen-Esoterik und die Ariosophie. Schon
1875 - mit 27 Jahren - hatte er die 1500. Wiederkehr des Sieges der Germanen
�ber die R�mer in Carnuntum mit einem n�chtlichen Feuer und dem Vergraben von
acht Weinflaschen in Hakenkreuzform unter dem Heidentor gefeiert.
=> Nicholas Goodrick-Clarke, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus,
Marix, Wiesbaden 2004
(eng. Orig. 1982), p. 37
o 1907-13 begegnet Adolf Hitler in
Wien den Theorien des ausgetretenen Zisterzienserm�nches J�rg Lanz von
Liebenfels (recte: Adolf Josef Lanz). Dieser
hatte einen "Neu-Templerorden"
gegr�ndet und gab die rassentheoretische Zeitschrift
"Ostara"
heraus.
=> Wilfried Daim, Der Mann, der Hitler die Ideen gab", B�hlau, 2.
Auflage, Wien, 1985.
o Der 1869 geborene Geograph Karl Haushofer unternimmt um die Jahrhundertwende zahlreiche Asienreisen, bei welchen er intensive Kontakte mit dem Magier und Esoteriker Georg Iwanowitsch Gurdjieff pflegt. In Tibet und Japan muss er oft mit dem Hakenkreuz in seiner asiatischen Auspr�gung konfrontiert worden sein (von Haushofer stammt der f�r die NS-Ideologie so wichtige Begriff des "Lebensraums"). Haushofer wird Mitglied einer buddhistischen Geheimsekte in Japan und kommt zu der �berzeugung, dass die Wiege des arischen Menschen in Zentralasien liege. Im Himalaja h�tten sich die Nachkommen der ��bermenschen� des zerst�rten Thule angesiedelt.
o Haushofers Lehrer Georg Iwanowitsch Gurdjieff errichtet in Fontainbleau bei Paris ein esoterisches "Erweckungszentrum", das auf totaler Unterwerfung seiner Sch�ler beruht - eine fr�he Vorwegnahme des Kadavergehorsams der SS-Ordensburgen. Gurdjieff vertritt eine Kosmologie, nach der der Mensch seine magische Verbindung mit dem Universum vergessen habe und deshalb eine Art Mutation notwendig sei.
o �hnliche Ans�tze verfolgte der Vater der beiden bekannten Schauspieler Paul und Attila H�rbiger, der Wiener Techniker Hanns H�rbiger (1860-1931), mit seiner in der NS-Zeit zu einer Art offizi�ser Wissenschaft avancierten "Welteislehre".
Aufbauend auf den Lehren von Gurdjieff (der �brigens noch den bekannten Bhagwan Shree Rajneesh von Poonah f�nfzig Jahre sp�ter inspirierte), brachte Karl Haushofer, der auch ein gl�hender Verehrer von Ignatius von Loyola war (Rudolf Hess nannte ihn den "wahren Magier des Dritten Reiches"), eine stattliche Sammlung g�ngiger Mythen als esoterisches Handwerkszeug in die Thule-Gesellschaft ein, so die "Weisen aus der W�ste Gobi", "Hyperborea", die Gral-Sage etc. Dazu kam ein weiterer Eiferer, Rudolf Freiherr von Sebottendorf (recte: Rudolf Glauer oder Erwin Torre). Er war 1917 als t�rkischer Staatsangeh�riger aus der Levante nach Deutschland gekommen. Wahrscheinlich Freimaurer, Rosenkreuzer und Theosoph, war er trotz seiner unklaren Herkunft bestens geeignet, eine wichtige Rolle bei der Grundsteinlegung des Nationalsozialismus zu �bernehmen. Noch dazu verf�gte er �ber betr�chtliche finanzielle Mittel - neben esoterischen Kenntnissen und antisemitischen Neigungen wohl die beste Eintrittskarte in die (klein)b�rgerlichen Zirkel des (post)wilhelminischen Deutschlands. Nach einem kurzen Gastspiel als Gr�nder einer v�lkischen Loge in Berlin lie� sich Sebottendorf in der Zweigstrasse in Bad Aiblingen nieder, wo er den "Thule-F�rderer- und Freundschaftskreis" als "v�lkische Loge" und einen gleichnamigen Orden gr�ndete. Dieser hatte bald gen�gend "rassenreinen" Zulauf. Das Aufnahmeformular war mit einem Hakenkreuz geschm�ckt, die Versammlungsr�ume der Thule-Gesellschaft zierten fliegende Sonnenr�der. Als Anstecknadel diente ein von zwei Speeren durchkreuztes Hakenkreuz.
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Der
Gru� der Thule lautete "Heil und Sieg" � ein Wort, das man
noch Jahrzehnte h�ren sollte. In den Orden selbst wurden nur besonders
qualifizierte Bewerber aufgenommen, darunter der einstmalige Sekret�r des
Alpenvereins, Guido von List, und der Ex-Zisterzienser
Lanz (von Liebenfels) - beide aus Wien, die es bald zum Meistergrad brachten.
Prominente Mitglieder der aus dem seit 1912 bestehenden "Germanenorden"
hervorgegangenen Gesellschaft waren der ehemalige Reichstagsabgeordnete
Dr. Gottfried Feder, Karl Harrer, der sozialdemokratische Antisemit Julius
Streicher, Dr. Karl Haushofer und sein Sch�ler Rudolf Hess sowie der Schriftsteller
Dietrich Eckart und Dipl. Ing. Alfred Rosenberg - wie man sieht, eine illustre
Runde. Erst sp�ter, etwa 1920, wurde der Orden noch um die Namen Adolf
Hitler, Heinrich Himmler und Hermann G�ring bereichert. Das
Programm der Thule war eindeutig: Hierarchische Ordnung statt Demokratie und
Gleichmacherei, Geheimwissen als Instrument zur Errichtung einer neuen
Weltordnung durch ein besonderes arisches Priestertum im Kreise einiger
weniger Eingeweihter, die sich einer neuen Kampf- und Massenorganisation
bedienen sollten. Der Thule-Orden tr�umte den Traum von einem "Dritten",
einem "tausendj�hrigen" Reich und f�hrte einen "Kreuzzug"
gegen den Bolschewismus. In richtiger Einsch�tzung des Zustandes der deutschen Kollektivseele nach dem
Ersten Weltkrieg (durch die "Dem�tigung" von Versailles) strebte die
Thule eine totale Neuordnung an: der verhasste Staat, der sich mit dem "j�dischen
S�nden-Bock" eingelassen hatte, sollte mit wahrhaft �dipaler Stosskraft
abgeschafft werden, um die Wiedervereinigung mit der "Mutter Germania", der
rassenreinen Volksseele, zu erlangen. Nicht von ungef�hr hatten militante Rassentheoretiker wie Lanz und
Hitler immer auch eine stark Mutterfixierung. Das beweist auch der Ausspruch von
Joseph Goebbels: "Wie viel hat der Jude unserer Mutter
Deutschland angetan!" (zitiert nach "Profil", Nr. 37 vom 11.
9. 1989). Dass aus diesem Streben eine "Theokratie des B�sen"
erwachsen musste, ist tiefenpsychologisch gut erkl�rbar.
Das M�nchner Versammlungslokal der Thule war 1918-22 somit Treffpunkt von Exponenten verschiedenster nationalistischer und pan-germanistischer Gruppen, die man als Protonationalsozialisten bezeichnen kann (proto- indiziert Vorl�ufer, pr�- nur chronologisch vorhergehend, wie in pr�historisch).
Der
oben erw�hnte Rudolf Sebottendorf erwarb die
Selcherzeitung "M�nchner Beobachter" mithilfe seiner
(angeblich j�dischen) Freundin K�the Bierbaumer von der Witwe des vormaligen
Eigent�mers um ganze 5000 Mark. Sie erschien ab 1918 mit dem Untertitel "Sportblatt" - zur Tarnung,
aber auch als Mittel, um die Jugend zu gewinnen. Aus ihr wurde wenig sp�ter der
"V�lkische Beobachter", das bekannte nationalsozialistische Kampfblatt. Im Oktober 1918 beauftragte
Sebottendorf den Journalisten Karl Harrer und den Eisenbahnschlosser Anton
Drexler mit der Gr�ndung des "Arbeiter-Ringes" - der oben angef�hrten
Keimzelle der NSDAP, die somit eine "reinrassige" Thule-Sch�pfung war und dementsprechend
auch deren gesamte politische Symbolik mit auf den Weg bekam. Sebottendorf
notiert befriedigt:
"Das <Heil und Sieg>, den Gru� der Thule-Leute, machte Hitler zum
<Sieg-Heil>, die Thule-Zeitung machte der F�hrer zum <V�lkischen
Beobachter>, zum Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Gro�deutschlands.
Unser Thule-Zeichen, das germanische Hakenkreuz, �bernahm Hitler in dieser Form
als Symbol der siegenden NSDAP".
=>
E. R. Carmin, a.a.O. 76
Am 19. April 1919 stellt Sebottendorf mit Hilfe der nach N�rnberg geflohenen Bayerischen Staatsregierung des pf�lzischen Sozialdemokraten
Johannes Hoffmann das "Freikorps Oberland" auf, aus dem wenig sp�ter der erste SA-Verband werden sollte.�Ziel der sogenannten "Wei�en Truppen" unter dem Oberbefehl des sozialdemokratischen Reichswehrministers
Gustav Noske, deren erste Formationen schon Ende 1918 geplant wurden und im Aufbau begriffen waren, war M�nchen, wo am 6. April 1919 Sozialdemokraten und Anarchisten die R�terepublik proklamiert hatten. Die Kommunisten hatten diese Proklamation urspr�nglich abgelehnt, da sie meinten, unter den gegebenen sozialen und politischen Verh�ltnissen sei eine R�terepublik nicht �berlebensf�hig. Erst als infolge eines Rechts-Putsches�etwa eineinhalb Wochen sp�ter�die f�hrenden sozialdemokratischen und anarchistischen Protagonisten der R�terepublik verhaftet und aus M�nchen entf�hrt worden waren, �bernahmen die Kommunisten die F�hrung der M�nchner Roten Armee zur Abwehr der auf M�nchen zumarschierenden Wei�en Truppen. Diese sahen die M�nchner Rote Armee nicht als exekutiven Arm einer kriegf�hrenden Macht im Sinne der Genfer Konvention an. F�r Noske war die Rote Armee nur eine Truppe von Insurgenten, die man nicht gefangen nahm, sondern sofort f�silierte. Auch die mit Rot-Kreuz-Binden versehenen Sanit�ter wurden nicht verschont. Das Verhalten der Wei�en Truppen ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt und wurde auch auf Flugbl�ttern und Plakaten bekannt gemacht. Die Erregung dar�ber l�ste bei
Fritz Seidel, dem Kommandanten des Luitpoldgymnasiums, in dem die verhafteten Mitglieder der Thule-Gesellschaft festgehalten wurden, eine Kurzschlusshandlung aus. Er befahl am Nachmittag des 30. April die Hinrichtung der Gefangenen, die f�r ihn keine Geiseln, sondern Kombattanten waren, als Vergeltung f�r die Massaker der Wei�en Truppen. Noch in der Nacht zum 1. Mai distanzierte sich der M�nchner Arbeiter- und Soldatenrat von diesem Vorgehen. (G�nther Gerstenberg)
�ber die nach dem Begr�bnis der Thule-Mitglieder abgehaltene Trauerloge berichtet Sebottendorf:
"Das Rednerpult war mit einer erbeuteten Kommunistenfahne bedeckt, an
Stelle des Hammers und der Sichel hatte eine Schwesternhand das Hakenkreuz im
wei�en Felde angebracht, das Hakenkreuz, das alle W�nde der Loge schm�ckte,
f�r das die Thule-Leute in den Tod gegangen waren."
=> Rudolf von Sebottendorf, Bevor Hitler kam, Deukula, M�nchen, 1933, p. 166f.
Anmerkung:
Sebottendorfs
Buch wurde bald nach seinem Erscheinen (1933) von den Nazibeh�rden unterdr�ckt,
denn Hitler wollte keine Dokumente �ber Vorl�ufer-Bewegungen verbreiten
lassen. Immerhin wurde dem alternden Herrn "Baron" sp�ter ein
Gnadenbrot zuteil - beim Nachrichtendienst der reichsdeutschen Vertretung
in Istanbul, wo er sich beim Ende des Dritten Reiches am 9. Mai 1945 in den
Bosporus st�rzte.
=> Nicholas Goodrick-Clarke, a.a.O. p. 133 ff.
=> Hermann Gilbhard, die Thule-Gesellschaft, Kiessling, M�nchen 1994
=> Georg Franz-Willing. Ursprung der Hitlerbewegung 1919-1922, Sch�tz,
Preu�isch Oldendorf, 1974, pp. 39-48,
=>
siehe auch: http://www.relinfo.ch/thule/info.html
"Ritter J�rg" - Lanz von Liebenfels
Das
Hakenkreuz als praktisch verwendetes politisches Symbol der
arisch-pangermanischen, antisemitischen Weltanschauung wurde in den v�lkischen
Zirkeln �sterreichs und Deutschlands ungef�hr zur selben Zeit ausgegraben und
als Vereinsabzeichen eingesetzt. Nach Wilfried Daim ist zu vermuten, dass
�sterreich in diesem Fall sogar eine traurige Vorreiterrolle zukommt. Daher
steht sein Buch �ber Lanz von Liebenfels auch unter einem Ausspruch von August Maria
Knoll, des am Weihnachtsabend 1963 im 63. Lebensjahr verstorbenen �sterreichischen
Soziologen und linkskatholischen Sozialreformers:
"Der Nationalsozialismus ist jene Bewegung, die das preu�ische Schwert
der �sterreichischen Narretei zur Verf�gung gestellt hat."
=>
Daim, a.a.O.
Wer
war nun der "Mann, der Hitler die Ideen gab"? Geboren als Sohn eines
Lehrers am 19. Juli 1874 in Wien-Penzing steht sein Name im Taufbuch als Adolf
Josef Lanz. Bekannt unter dem von ihm selbst "verbesserten" Namen J�rg Lanz von
Liebenfels (ein
Gro�vater war vermutlich j�discher Herkunft, wie dessen Name und Beruf - Abraham
(nach seiner Konvertierung: Franz) Hoffenreich, Handelsmann in der Slowakei - vermuten l�sst), war
Lanz seit fr�hester Jugend darauf versessen, "Tempelritter" zu
werden und eine "Templerburg" zu besitzen. Zun�chst trat er neunzehnj�hrig nach bestandener Matura in den
Zisterzienserorden im Stift Heiligenkreuz bei Wien ein. Eine in Stein gehauene Abbildung einer M�nnergestalt mit nimbiertem Haupt, die auf einem affen�hnlichen
Tier steht (f�r Lanz das B�SE PRINZIP), beeinflusst ihn offenbar nachhaltig. Ein
Traumgesicht habe ihm gesagt, dass es sich bei der Gestalt um einen
Tempelritter handle. Dies best�tige ihn in seiner Absicht, Templer zu werden.
(Der beg�terte Templerorden existierte von 1119 bis 1312 und verfolgte das
Ziel, die Ungl�ubigen zu bek�mpfen und das Hl. Grab zu sch�tzen). F�r Lanz
war das oben erw�hnte, 1894 in Heiligenkreuz aufgefundenes Relief
Ausgangspunkt seiner "ariosophischen Forschungen". Zu allem �berfluss
war auch sein Novizenmeister, Nivard Schl�gl, ein k�mpferischer
Antisemit. 1899 trat Lanz - vermutlich einer Liebesgeschichte wegen und weniger
aufgrund von ikonographischen Streitigkeiten - aus dem Kloster aus, behielt aber
zeitlebens seinen Ordensnamen - den des Drachent�ters Georg (J�rg) -
bei. Vielleicht hat Lanz dabei an Georg Ritter von Sch�nerer gedacht.
Der
Ordensaustritt von Lanz tr�gt Z�ge einer "Los-von-Rom-Bewegung":
er geht hin, seine eigene "christliche" Kirche zu gr�nden - "ein
ariosophisches Institut f�r sakrale heroische Rassenzucht" - als
Gegenbild zum "verjudeten" Christentum. Daher verwendet Lanz auch sp�ter f�r "Jesus" den aus der gotischen
Ulfila-Bibel stammenden, offenbar gen�gend germanisch klingenden Namen "Frauja".
Das Programm seines "Ordens des Neuen Tempels" (1907 !) beginnt mit
folgendem Satz:
"Die Staaten werden im Interesse ihres Bestandes der Kultur zur planm��igen
Zucht der staats- und kulturerhaltenden Menschen arischer Rasse kommen m�ssen".
Der
neue Orden �bernahm Elemente sowohl des Templerordens als auch des
Zisterzienserordens (wei�er Habit mit Kruckenkreuz). Man hielt Gralsfeiern ab, f�r die Tausende Seiten selbstverfasster liturgischer Literatur zur Verf�gung
standen. Assoziationen mit dem Ku-Klux-Klan dr�ngen sich auf. Zentrum
des Ordens war die auf einem Felsen im Strudengau gelegene Burg Werfenstein,
die Lanz seit 1896 kaufen wollte, aber erst 1907 vertraglich als sein Eigentum
erwerben konnte. Daneben besa� der Neutemplerorden noch mehrere Burgen in Deutschland und Ungarn. Im Rahmen einer Kulthandlung wurde zu
Weihnachten 1907 zum erstenmal eine Hakenkreuzfahne auf Burg Werfenstein
gehisst. Ein Nachbar von Lanz, Franz Herndl, beschreibt diesen
Vorgang in seinem autobiographischen Roman (zit. nach Daim, a.a.O, S. 81):
"Die eine Flagge, auf den Tr�mmern des einstmaligen 'Palas' an einem neu
errichteten Maste befestigt, zeigte einen silbernen Adlerfl�gel auf rotem
Grunde, w�hrend die andere, die auf dem noch erhaltenen Turm aufgezogen war, auf
goldenem Grunde vier blaue Lilien um ein rotes Hakenkreuz darstellte
"
Die
erstere Flagge enth�lt das von Lanz in der Schweizer Gemeinde Zuzgen im Aargau
aufgefundene Wappen der Familie Lanz von Liebenfels. Seine heraldischen Elemente
"rot" und "Adlerflug" passen sehr gut zur radikalen
Weltanschauung des Wiener Weltverbesserers. Die zweite Flagge deutet Wilfried
Daim wie folgt:
"Der goldene Grund als Symbol der Ewigkeit, die Lilien als Symbol der (Rassen-)Reinheit
und das rote Hakenkreuz als Symbol des aufsteigenden Arioheroischen".
In einer 1976 erschienenen sonderbaren Apologetik des Neutemplerordens wird die erste Hakenkreuzflagge wie folgt beschrieben: "Sie zeigte auf blauem, goldumrahmten Feld ein goldenes Hakenkreuz und rote Lilien in den vier Ecken".
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=> Rudolf J. Mund, J�rg Lanz v. Liebenfels und der Neue Templer Orden, Spieth Verlag, Stuttgart, 1976, 77
In
Deutschland d�rfte der M�nchner Alfred Schuler der erste moderne
Hakenkreuztheoretiker gewesen sein.
Schon 1895 wollte er �ber das
Hakenkreuz dissertieren, da er in der Swastika
"das
mittelp�nktliche Symbol der vorgeschichtlichen Menschheit entdeckt zu haben
glaubte und bis zuletzt an den Aufschl�ssen festhielt, die ihm dar�ber durch
Schulung dessen, was er 'innere Wahrnehmung' nannte, zu eigen wurden."
(zit. nach Daim, a.a.O. S. 84, Lit. S. 315.)
Daim konnte zwar keine Verbindung zwischen dem Kreis um Alfred Schuler (dem auch
Stefan George und Rainer Maria Rilke angeh�rten) in M�nchen und jenem um
Lanz bzw. Guido von List in Wien nachweisen. Wie wir aber durch E. R. Carmin
(a.a.O. 71) erfahren haben, waren die beiden letzteren prominente Mitglieder der
Thule-Gesellschaft. Es ist daher anzunehmen, dass sehr wohl Kontakte zwischen
den genannten Protonationalsozialisten diesseits und jenseits des Inns bestanden
haben. Zumindest war man wechselseitig �ber das einschl�gige Schrifttum informiert.
Nach Guido von List ("Die Bilderschrift der Ariogermanen", Leipzig,
C. F. Steinacker, 1910) sei das linksfl�gelige Hakenkreuz eine "Ur-Glyphe",
die "Fyrfos" (Feuerzeugung) bedeutet und als heiliges Geheimzeichen
der Armanen, der geistigen F�hrer der Arier, auch Hakenkreuz oder
Swastika hei�t. Neben der Ableitung aus dem Sanskrit (svasti = Gl�ck) stellt
Guido von List eine Beziehung zwischen "thu" und "ask"
("tue wachsen") und dem germanischen Gottesnamen "Tuisk-fo"
her.
=> Wilfried Daim, Das Hakenkreuz in der Neuzeit, Vortragsmanuskript, 30. 5. 1957
Das rechtsfl�gelige Hakenkreuz soll hingegen das Feuer der Emp�rung gegen die Behinderung neuer Ideen symbolisieren. Als solches soll es als "Pflugrad" (in einen Kreis gestellt, die Haken gerundet) auf den Fahnen der Bauernkriege gef�hrt worden sein, wovon sich der Begriff "R�delsf�hrer" ableite. (Alle diese wohl vorwiegend assoziativen Deutungen passen sehr sch�n zu den fr�hen Nationalsozialisten). Wenn man nun beide "Glyphen" �bereinander lege, entstehe das "Redende Haupt", das "heiligste Sigill des Armanentums" - eine dem Malteserkreuz, Lilienkreuz oder Kruckenkreuz �hnliche Form, die - in gnostischer Weltsicht - als die Verdichtung des Geistes zum Stoffe = Tod (linksfl�gelig) vereinigt mit der Entdichtung des Stoffes zum Geiste = Leben (rechtsfl�gelig) interpretiert werden kann. Das linksfl�gelige Hakenkreuz findet sich folgerichtig auf einem Grabstein, den ein Neutempler 1914 seiner verstorbenen Frau setzte (Photo bei Daim, a.a.O. 48), w�hrend das rechtsfl�gelige sowohl am Titelblatt der Schrift Lists "Das Geheimnis der Runen" (1908) als auch in einer Beilage zu einem Ostara-Heft von Lanz (1909) vorkommt (Hitler hat in seiner Wiener Zeit mit gr��ter Wahrscheinlichkeit Ostara-Hefte gelesen).
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Jerusalemkreuz (Wikipedia) |
Titelblatt einer Schrift von Guido von List (1908) | In
Graz gefertigtes Kruckenkreuz- Abzeichen |
Jedoch
wird das
aus beiden Formen des Hakenkreuzes zusammengesetzte Kruckenkreuz
f�r die Neutempler zum wichtigeren Symbol. Das zu dieser Zeit in �sterreich
politisch noch "unbesetzte" Kruckenkreuz war dem Jerusalemkreuz (dieses enth�lt noch vier kleine Kreuze in den Winkeln) sehr �hnlich.
Als Wappen des K�nigreiches Jerusalem fand es sich im gro�en kaiserlichen Wappen, ohne dass ein zugeh�riges
Territorium existierte - eine f�r die "Neutempler" bedeutsame,
jedenfalls positive Assoziation. F�r den Tiefenpsychologen und Publizisten Friedrich W. Doucet sind Symbole, wenn sich echt sind, Produkte des kollektiven
Unbewussten (C. G. Jung) , die die Eigenschaft haben,
ihrerseits wieder eine magische Anziehungskraft auf das menschliche Unbewusste auszu�ben.
Er verweist
auf einen ganz wesentlichen Unterschied zwischen der Hakenkreuzinterpretation Schulers und jener
Lists: beim M�nchner Schuler wird die Drehung immer so
angenommen, dass die Haken "nachgezogen" werden, w�hrend sie beim
Wiener List in die Drehrichtung vorausweisen. Doucet fasst das Hakenkreuz
so wie Schuler auf und meint, dass Haushofer es war, der das Symbol des
Hakenkreuzes ausgew�hlt hat, dabei aber trotz seiner genauen Asienkenntnisse die "verkehrte"
Drehrichtung gew�hlt hat. Den deutschen Protonationalsozialisten, die die
bestehende Ordnung zerst�ren und durch eine neue ersetzen wollten, sei eine aus
dem Unbewussten kommende, und (daher durchaus logische) Fehlleistung unterlaufen:
sie wollten ein Gl�ckssymbol schaffen, haben aber durch die Wahl der "falschen"
Drehrichtung (dem gl�ckbringenden Ursymbol Swastika entgegenlaufend!) und
der "falschen" Farbe (Schwarz ist als Todesfarbe kein
Sonnensymbol) ein negatives Symbol kreiert, das den
Todeskeim symbolisch von Anfang an in sich tr�gt.
=>
Friedrich W. Doucet, Im Banne des Mythos, Die Psychologie des Dritten
Reiches", Bechtle, Esslingen,
1979, 90 ff.
Wir m�ssen dieser interessanten Theorie freilich entgegenhalten, dass in der praktischen Auseinandersetzung mit den marxistischen Parteien ein rotes Symbol wenig sinnvoll gewesen w�re. Was die Drehrichtung betrifft, so kann man f�r beide Richtungen gute Gr�nde anf�hren. Die des "schneidenden" Rades (rechtsfl�gelig, nach rechts drehend) ist wohl die aggressivere Assoziation als die des "brennenden" Rades (rechtsfl�gelig, nach links drehend). Offenbar war die erstere die n�herliegende. Und warum sollte man ausschlie�en, dass die Protonationalsozialisten in ihrer magischen Ritterideologie am alten germanischen Todestrieb partizipierten und demgem�ss ihre Symbole eher aus dem Reich des Schattens als aus jenem des Lichtes w�hlten? Hitler kannte im �brigen Guido von List. Er sch�tzte vor allem sein Buch "Deutsch-mythologische Landschaftsbilder" (Berlin, 1891), in dem List den steinernen Spuren der Armanen und den germanischen Ortsnamen nachgeht. Hitler lie� ein solches Buch f�r Bayern entwerfen (Daim, a.a.O., 92f.). Hitler war das Hakenkreuz auch zweifellos schon aus seiner Wiener Zeit bekannt.
Wenn es sich nicht um F�lschungen handelt, hat Adolf Hitler im Herbst 1920 eine Reihe von Skizzen f�r Parteiabzeichen und Parteifahne angefertigt, die sich heute in Privatbesitz befinden.
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Handschrift:
"Schwarzes Hakenkreuz auf wei�em Feld der rote �u�ere Ring tr�gt
die Inschrift. Dieses Zeichen finde ich im Ring sehr stark" |
Handschrift : "Fahne der neuen deutschen Bewegung / Tuch - rot / Tuchkreis wei� / gerades Kreuz mit Haken schwarz Rotes Tuch - blutrot - um die Arbeitermassen anzusprechen" (Dezember 1920) | Sturmabteilungsmann
mit Hakenkreuzfahne und Hakenkreuz am Stahlhelm (1920) |
=> Billy F. Price, Adolf Hitler als Maler und Zeichner, Gallant, Zug, 1982, 200 f.
Georg Franz-Willing schildert die Entstehungsgeschichte der Hakenkreuzfahne wie folgt:
"(Der Starnberger Zahnarzt Friedrich) Krohn kannte das Hakenkreuzzeichen bereits aus seinem Familienwappen. Auf seinen ausgedehnten Auslandsreisen hatte er es unter anderem in einer Kirche in Mexiko entdeckt. Am 2. Mai 1919 verfasste er eine Denkschrift unter dem Titel: �Ist das Hakenkreuz als Symbol nationalsozialistischer Parteien geeignet?" In seinen Entw�rfen trat Krohn f�r das links gerichtete Hakenkreuz ein. Nach einer buddhistischen Vorstellung, so erz�hlte er dem Verfasser, bedeutet das links gerichtete Hakenkreuz Gl�ck und Heil, das rechts gerichtete Untergang. F�r das links gerichtete traten auf Grund seiner F�rsprache von den Teilnehmern der Besprechungen nach seiner Erinnerung Drexler, K�rner, Harrer, Hechenberger und Dr. v. Levin ein. Hitler aber entschied sich f�r das rechts gerichtete und setzte seinen Willen durch. Dementsprechend �nderte Krohn seinen Entwurf. Als Krohn die Ortsgruppe Starnberg gr�ndete, schm�ckte er das Rednerpult mit der von Ihm entworfenen und gefertigten Hakenkreuzflagge. So erschien sie zum erstenmal In der �ffentlichkeit. Anton Drexler nahm an der Gr�ndungsversammlung der Starnberger Ortsgruppe am 20. Mai 1920 teil. Als er den Saal betrat und das mit der Hakenkreuzflagge geschm�ckte Rednerpult sah, rief er freudig: �Da haben wir ja unsere Parteiflagge!" Am anderen Tag wurde vom M�nchner Parteiausschuss mit Zustimmung des Werbeobmannes Hitler die Flagge �bernommen und nach ihrem Vorbild auch das Parteiabzeichen angefertigt (Anton Drexler hat dem Zahnarzt Friedrich Krohn auf seinen Wunsch hin in einem Brief v. 24.5.1935 best�tigt, dass die Partei von ihm die Hakenkreuzflagge habe).
Die Anfertigung des Parteiabzeichens wurde dem Goldschmied Josef Fue� �bertragen. Nach der Schilderung von Fue� entstand das Parteiabzeichen noch vor der Fahne. Die Entw�rfe machte Fue�, der verschiedene emaillierte Muster vorlegte, unter denen Hitler dann die Auswahl traf. Hitler selbst machte nur Andeutungen, wie er sich das Abzeichen vorstellte. Entwurf und Ausf�hrung �berlie� er Fue�. Da Fue� auf Grund der Versammlung im Hofbr�uhaus am 24. 2. 1920 zur Bewegung gesto�en war, f�llt die Entstehung des Abzeichens ins Fr�hjahr 1920. Die urspr�ngliche Aufschrift lautete DAP und wurde dann auf Hitlers Wunsch und Vorschlag abge�ndert; die neue Inschrift lautete: Nat. Soz. DAP
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Krohns Starnberger Hakenkreuzflagge hatte seine Frau gen�ht. Die ersten Muster der Hakenkreuzfahne der M�nchner Ortsgruppe fertigten Rudolf Sch��lers erste Frau, Frau Fue� und Jenny Haug an. Krohn hatte daf�r zwei Entw�rfe unterbreitet; einen mit dem Sonnenrad und einen mit den geraden gekreuzten Balken; f�r letzteren hatte sich Hitler entschieden (m�ndliche Mitteilung von Friedrich Krohn). Zur selben Zeit, als in M�nchen monatelange Debatten im Parteiausschuss �ber ein Parteisymbol stattfanden, bem�hte sich der F�hrer der Wiener Nationalsozialisten, Dr. Walter Riehl, ebenfalls, das Hakenkreuz als Parteisymbol durchzusetzen. Im Februar 1920 zeichnete er den ersten Entwurf des Hakenkreuzabzeichens und skizzierte auch ein Fahnenmuster mit dem Hakenkreuz auf wei�em Feld. Es wurde dann beschlossen, den bereits vorhandenen Abzeichen, Hammer und Eichenlaub, das Hakenkreuz beizuf�gen.
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Am 1. Mai 1920 wurde die Hakenkreuzfahne erstmals �ffentlich von einer Gruppe �sterreichischer Bergfreunde auf dem Wege von D�rnstein nach Krems getragen.
Auf der Salzburger Tagung im August 1920 erkl�rte Hitler, �dass das Hakenkreuz als offizielles Abzeichen zu tragen sei" (Ged�chtnisprotokoll von Alois Gr�nt �ber die erste Verwendung des Hakenkreuzes, in:
=> Alexander Schilling, Dr. Walter Riehl und die Geschichte des Nationalsozialismus, Leipzig 1933, S. 378�330)
Die Konvergenz des Vorgangs beruht auf einer gemeinsamen Wurzel: diese ist die Guido-von-List-Gesellschaft, aus der der Germanenorden hervorgegangen war. Auff�llig bleibt auf jeden Fall die Gleichzeitigkeit des Ereignisses.
=> Franz-Willing, a.a.O. 123 ff. - Die Ausf�hrungen �ber die Hakenkreuzsymbolik der Partei st�tzen sich laut diesem Autor auf die m�ndliche und schriftliche Mitteilung von Friedrich Krohn, Josef Fue�, Karolina Gahr, Erna Hanfst�ngl und anderen Personen.
Zur Farbwahl schreibt Franz-Willing:
Friedrich
Krohn hatte auch die Farben Schwarz-Wei�-Rot ausgew�hlt und vorgeschlagen.
Tats�chlich hatte er sie auch bei seiner Hakenkreuzflagge als erster verwendet:
�Die alten deutschen Reichsfarben (Sturmfahne der deutschen
Ritter im Mittelalter) und als Protest gegen das Diktat von Versailles: Schwarz
als Zeichen der Trauer wegen des verlorenen Krieges, wei� als Zeichen unserer
Unschuld am Kriegsausbruch 1914/18 (Protest gegen Kriegs�schuldl�ge!) und rot
als Zeichen der Liebe zur Heimat, insbesondere der Liebe zu den verlorenen
Grenzgebieten", so legte Krohn den Sinn der Farben aus.
Vernehmen
wir nun nochmals Hitlers Schilderung:
�Ich selbst hatte unterdes nach unz�hligen Versuchen eine endg�ltige Form
niedergelegt: eine Fahne aus rotem Grundtuch, einer wei�en Scheibe und in deren
Mitte ein schwarzes Haken�kreuz. Nach langen Versuchen fand ich auch ein
bestimmtes Verh�ltnis zwi�schen der Gr��e der Fahne und der Gr��e der wei�en
Scheibe sowie der Form und St�rke des Hakenkreuzes. Und dabei ist es dann
geblieben."
Die Farben deutete Hitler wie erw�hnt wie folgt:
�Als nationale Sozialisten sehen wir in unserer Flagge unser Programm. Im rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im wei� den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes f�r den Sieg des arischen Menschen und zugleich mit ihm auch den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und anti�semitisch sein wird."
Gleichzeitig wurde auch die Anfertigung von Hakenkreuz-Armbinden nach dem gleichen Muster und der gleichen Farbenanordnung in Auftrag gegeben.
Um die Jahreswende 1922/23 entstand unter dem Eindruck von Mussolinis Machtergreifung und vom Faschismus her beeinflusst ein neues Symbol: die Standarte als Feldzeichen der Sturmabteilung. Nach Krohns Mitteilung gab R�hm dazu die Anregung. Hitler hielt es um diese Zeit f�r notwendig,
�dieser Weltorganisation der jungen Weltanschauung noch ein besonderes Symbol des Sieges zu geben: die Standarte. Auch sie habe ich selbst entworfen und dann einem alten treuen Parteigenossen, dem Goldschmiedemeister Gahr, zur Ausf�hrung gegeben"
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Josef Fue� berichtete, dass er auf Wunsch Hitlers die Entw�rfe gemacht habe. Da Fue� selbst so gro�e St�cke nicht herstellte, empfahl er Hitler, die Ausf�hrung dem Goldschmied Otto Gahr zu �bertragen, der sie dann nach den Entw�rfen von Fue� anfertigte. Frau Karolina Gahr, die Witwe des am 1. 1. 1932 verstorbenen Goldschmieds Otto Gahr, berichtete, dass Hitler auf der Suche nach einem Briefstempel den Adler f�r diesen Stempel verwenden wollte. Er studierte eine Reihe von Kunstzeitschriften, besuchte auch mehrfach die Staatsbibliothek � vermutlich die heraldische Abteilung � und machte mit Gahr zusammen Entw�rfe. Die Ausarbeitung um die Jahreswende 1922/23 musste in gr��ter Eile erfolgen, um die Standarten zum Reichsparteitag Ende Januar 1923 fertig zu haben.
Exkurs (im Hinblick auf Beitr�ge �sterreichischer Nazis zur Symbolik der NSDAP):
Das Braunhemd kam erst im Jahre 1924 auf, war also in der alten Partei, die nach dem Putsch des 9. November 1923 aufgel�st und verboten wurde, �berhaupt nicht vorhanden. Es stammte von dem Freikorpsf�hrer Gerhard Ro�bach. Bei einer Besprechung in Salzburg im Jahre 1924 zwischen R�hm, G�ring und Ro�bach warf R�hm die Frage der Uniformierung der SA (Frontbann) auf. Ro�bach verwies auf das khakifarbene Hemd, das er trug. R�hm sagte: �Das sieht gut aus!", und G�ring nickte beif�llig. So wurde von R�hm auf Ro�bachs Vorschlag das Braunhemd eingef�hrt und dann von Hitler �bernommen. Heines machte in M�nchen ein Gesch�ft auf zum Verkauf der Braunhemden, das von der Partei �bernommen wurde. Die Sturmabteilung der alten Partei vor 1923 erhielt als eine Art Uniform um die Jahreswende von 1922/23 graue Windjacke mit G�rtel und Skim�tze. Am linken Arm wurde die Hakenkreuzbinde getragen. Der sogenannte �Hackelstecken" wurde als Waffe mitgef�hrt.
Der �Heilgru�" tauchte in der M�nchner nationalsozialistischen Partei im Jahre 1920 allm�hlich auf. Bekannt war er bereits vor dem ersten Weltkrieg in der v�lkischen Bewegung �sterreichs, von der ihn die v�lkischen Verb�nde des Altreichs �bernommen hatten".
=> Alle Quellenangaben hiezu bei Franz-Willing, 126 f.
Erfunden hat Hitler das Hakenkreuz also ebenso wenig wie die NSDAP und deren Ideologie. Was von ihm stammt, ist die Durchsetzung eines auf ein Zentralsymbol aufbauenden, geschlossenen propagandistischen Konzepts. Millionenfach wirksam geworden als mystisch einigendes und den Kampf befehlendes Symbol ist das Hakenkreuz - st�rker als �hnliche faschistische Symbole in ganz Europa - durch seine physische Vervielf�ltigung als Abzeichen und Bild, auf Flaggen und Fahnen, aber vor allem auch durch das in der NS-Zeit erstmals eingesetzte audiovisuelle Medium Film.
Die folgenden erg�nzenden Ausf�hrungen hiezu stammen von Prof. Wolfgang Jilek:
Aus den fr�hen Photographien der Nazifahne geht eindeutig hervor, dass das Hakenkreuz in dieser ersten offiziellen Fahne "statisch" war - wie auch auf Hitler's Zeichnung des "Sturmabteilungsmanns" mit N.S.-D.A.P. Fahne vom Sommer 1920. Erst um 1923 setzte sich die Fahne mit dem um 45 Grad gedrehten Hakenkreuz in der Nazipartei durch. Nur auf den unzweifelhaft von Hitler nach italienisch-faschistischem Vorbild entworfenen SA-Standarten blieb das Hakenkreuz statisch, und auf den Fahnen von einigen SS-Einheiten.
Es bleibt unklar, ob Hitler diese dynamische Drehung selbst veranlasste. Sicher gab es bereits Vorbilder in alten pan-germanistischen Publikationen, dort meist mit abgerundeten Haken. W�hrend im Buddhismus das Hakenkreuz statisch linksgedreht als "Herz Buddhas" gedeutet wird, hat das rechtsgerichtete statische Hakenkreuz in der Symbolik des Hinduismus eine ganz bedeutende Stellung, manchmal wird es dort auch um 45 Grad nach rechts gedreht dargestellt. Da sich aber auf den russischen Rubelnoten der Kerensky-Regierung 1917-18 ein um 45 Grad nach rechts gedrehtes Hakenkreuz - identisch mit dem sp�teren Nazisymbol - findet, ist nicht auszuschlie�en, dass die Idee von Alfred Rosenberg stammte, der 1918 aus dem ehemaligen russischen Baltikum in M�nchen eintraf und sehr bald zum Thulekreis sowie zur pangermanistischen Boheme in Schwabing stie� - ein Kreis um den Dichter der v�lkischen Romantik und Mentor Hitlers, Dietrich Eckart - oder auch von wei�russischen Emigranten, die mit den Alt-Nazis der "Thule" in engem Kontakt standen und auch erheblich zur Finanzierung der jungen Bewegung beitrugen.
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Hindu-Swastika an einer Ortstafel in Bali (1985) | 250-Rubelschein der Regierung Kerensky (1917) |
Die
besondere Konfiguration der Grundfarben Rot-Wei�-Schwarz und die Drehung des
Hakenkreuzsymbols verliehen der Nazifahne ihre Dynamik und ihre massenwirksamen,
psycho-physiologischen Eigenschaften und Effekte:
Das in der Hakenkreuzfahne vorherrschende Rot ist die ideale Signalfarbe, ein
archaisches Warnzeichen vor Blut und Feuer. Es bewirkt eine starke Stimulation
im Zentralnervensystem. Rot wird von allen S�ugetieren wahrgenommen und in
allen menschlichen Sprachen benannt, auch wenn andere Farbbezeichnungen fehlen.
Durch den kontextuellen Kontrast des Hakenkreuzes in der wei�en Scheibe mit dem
diese umgebenden Rot wird die Luminanz des Wei� und der Stimuluseffekt des
schwarzen Zeichens erh�ht. Die Drehung des Hakenkreuzes um 45 Grad maximiert
den Signalwert dieses Symbols. Neuropsychologisch liegt dem folgender
Mechanismus zu Grunde:
(1) Nach dem Prinzip der Pr�gnanz wird durch das Zentralnervensystem die �u�ere Figur so transformiert, dass die wahrgenommene Figur so pr�gnant, d.h. von so guter Gestalt ist, wie es die Stimulus-Figur zul�sst.
(2) Nach dem Prinzip der Schlie�ung besteht die Tendenz, irregul�re oder offene ganzheitliche Formen als geschlossene wahrzunehmen. Wenn aber die beobachtete Figur so gestaltet ist, dass ihre Wahrnehmung als geschlossene Figur trotz der Schlie�ungstendenz unm�glich wird, dann erzeugt der optische Stimulus eine nerv�s-psychische Spannung durch neuronale Exzitation in Retina- und Gehirn-Strukturen, in denen die visuellen Wahrnehmungsprozesse stattfinden.
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Skizze der Hakenkreuzdynamik von W. Jilek |
Anders ausgedr�ckt: In der Hakenkreuzfahne hat die visuelle Stimulierung durch das um 45 Grad gedrehte Hakenkreuz n�mlich zun�chst den Effekt, eine Schlie�ung des Zeichens in seiner Wahrnehmung zu provozieren; jedoch sind die L�cken darin zu gro�, um vom Wahrnehmungsapparat unterdr�ckt zu werden. Daraus resultiert der Eindruck dynamischer Bewegung einer quasi rotierenden Figur. Das Hakenkreuzzeichen erscheint zuerst geschlossen, dann offen, und wird so zu einer Spannungsquelle, die die Aufmerksamkeit des Beobachters erzwingt. (C. G. Jung sah im dynamischen Hakenkreuzsymbol der Nazifahne einen Appell an das Unbewusste und seine Abgr�nde, so in "Wotan", Neue Schweiz. Rundschau, Jgg.3, 1935, p. 660-666). Durch diese Eigenschaften wird das Nazisymbol bestens geeignet als Konditionierungs-Stimulus in der totalit�ren Propaganda, welche das visuelle Zeichen mit einer lautstarken Botschaft kombiniert; besonders wenn das Individuum vielen gleichartigen Stimuli ausgesetzt wird, begleitet von akustischen Signalen mit der gleichen Botschaft, st�ndig wiederholt in Ansprachen, Schlagworten und Sprechch�ren, in einer Massensituation kollektiver Suggestion.
=> Wolfgang Jilek, "Semiotic Aspects and Psychophysiological Effects of Totalitarian Symbols", Vortrag, 15th International Congress of Vexillology, Z�rich, August 1993, versp�tet ver�ffentlicht im Flag Bulletin 2001.
Der Siegeszug des Hakenkreuzes im Deutschen Reich
Beim "Reichsparteitag der Freiheit" am 15. September 1935 werden vom Deutschen Reichstag einstimmig die ber�chtigten "N�rnberger Gesetze" beschlossen:
*
das Reichsflaggengesetz,
* das Reichsb�rgergesetz und
* das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der
deutschen Ehre.
F�r
das erste der drei Gesetze, das in der Folge durch eine Reihe von Verordnungen und Erl�ssen mit deutscher Gr�ndlichkeit konkretisiert wird, findet
Reichstagspr�sident Hermann G�ring folgende einf�hrende Worte:
�Die alte Flagge ist in Ehren eingerollt, sie geh�rt einem vergangenen
Deutschland der Ehre an. Aber unter den a l t e n Farben mit einem n
e u e n Symbol begann der Kampf um
die Freiheit ... Zwei Flaggen waren es, die letzten Endes in Deutschland um die
Freiheit rangen: ein blutrotes Tuch, in dem einen der S o w j e t s t e r n , in
dem anderen aber leuchtend das Sonnenzeichen des H a k e n k r e u z e s. H�tte jene rote Flagge mit dem Sowjetstern gesiegt, dann w�re Deutschland untergegangen im Blutrausch
des Bolschewismus. Danken wir Gott und der Vorsehung, dass unser Feldzeichen
siegte, denn damit ging f�r Deutschland das Wunder auf der Volkswerdung und
damit seiner Rettung f�r alle Zeiten".
Die
ersten drei der f�nf Artikel des Reichsflaggengesetzes vom 15. September 1935
lauten wie folgt:
Artikel 1. Die Reichsfarben
sind schwarz-wei�-rot.
Artikel 2. Reichs- und
Nationalflagge ist die Hakenkreuzflagge. Sie ist zugleich Handelsflagge.
Artikel 3. Der F�hrer und
Reichskanzler bestimmt die Form der Reichskriegsflagge
und der Reichsdienstflagge.
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Die
obige Abbildung zeigt die vier Spezialformen der Hakenkreuzflagge. F�r sie wurde das Format 3:5 vorgeschrieben, w�hrend f�r die Nationalflagge
mit dem Hakenkreuz keine Formatvorschrift bestand.
* Die Reichskriegsflagge war das Hoheitszeichen von Wehrmacht, Luftwaffe und
Kriegsmarine.
*
Reichsdeutsche Kriegsschiffe setzten die G�sch, wenn sie vor Anker lagen.
*
Die Handelsflagge war von den Kauffahrteischiffen zu f�hren. Sie durfte mit dem
Eisernen Kreuz versehen sein, wenn
ein verdienter Marineoffizier Schiffsf�hrer war.
* Die Reichsdienstflagge mit dem zur Stange gewendeten Kopf des Adlers f�hrten
alle
staatlichen Verwaltungen,
inklusive Reichsbahn, Reichsautobahn und Reichsbank,
und zwar an Geb�uden und
Fahrzeugen an Stelle der Nationalflagge.
Erst zwei Jahre
sp�ter, in einer zweiten
Verordnung zur Durchf�hrung des Reichsflaggengesetzes,
datiert mit 28. August 1937,
wurden folgende allgemeine Beflaggungstage eingef�hrt:
1.
Reichsgr�ndungstag (18. Januar)
2.
Tag der nationalen Erhebung (30. Januar)
3.
Heldengedenktag (16. M�rz wenn Sonntag, sonst Sonntag davor)
4.
F�hrers Geburtstag (20. April)
5.
Nationaler Feiertag des Deutschen Volkes (1. Mai)
6.
Erntedanktag (1. Sonntag nach Michaelis = 29. September)
7.
Gedenktag f�r die Gefallenen der Bewegung (9. November)
Am
7. M�rz 1936 wurde auch die genaue Gestaltung des Hoheitszeichens des Reiches
durch Verordnung bekannt gemacht:
"Das
Hoheitszeichen des Reichs zeigt das Hakenkreuz, von einem Eichenkranz umgeben,
auf dem Eichenkranz einen Adler mit ge�ffneten Fl�geln. Der Kopf des Adlers ist nach rechts gewendet..."
In einen Kreis mit Umschrift gesetzt, entstand aus diesem Zeichen jener runde "Farbdruckstempel", mit der Millionen gro�teils verbrecherischer Erl�sse, Bescheide und Befehle des Dritten Reiches versehen waren. Diese Gesetze und Verordnungen waren im Deutschen Reich nicht nur b�rokratische Vorschriften geblieben, sondern durch die reiche Propagandat�tigkeit, die damals entfaltet wurde, weit �ber die Grenzen sichtbarer Ausdruck der neuen Machthaber und ihrer Ideologie geworden. Insbesondere trug der deutsche Tonfilm zur Verbreitung der nationalsozialistischen Symbole bei. Sie sollten wenige Jahre sp�ter, durch Verordnung vom 14. Januar 1939, geltendes Recht in der in das Deutsche Reich eingegliederten "Ostmark" werden. Doch noch war es nicht so weit. Noch hoffte man im St�ndestaat, unter dem Kruckenkreuz und durch R�ckgriff auf alte Traditionen - wie etwa durch Einf�hrung der alten kaiserlichen Uniformen - �sterreichische Identit�t zu stiften und sich vom Nationalsozialismus abzugrenzen, obwohl man sich weiterhin voll zum Deutschtum bekannte � die bekannte �kognitive Dissonanz� des Austrofaschismus.
Das Hakenkreuz - Heils- und Todessymbol aus und in �sterreich
Wie wir gesehen haben, brauchte das Hakenkreuz gar nicht nach �sterreich importiert zu werden, um als Abzeichen f�r nationalsozialistische Vereine und Gruppierungen gew�hlt zu werden. Das Hakenkreuz war in �sterreich sp�testens seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bekannt, als es der antisemitische "Deutsche Turnerbund" (gegr�ndet 1889 in Deutschb�hmen) als Abzeichen f�hrte. Dessen Nachfolgeorganisation, der "Deutsche Turnerbund 1919" mit Sitz in Wien, bildete eine der Kerntruppen des Nationalsozialismus und war ma�geblich am Putschversuch vom 25. Juli 1934 beteiligt. Noch heute findet sich ein deutschnationaler Spruch am Portal des "Ersten Wiener Turnvereins" in der Schleifm�hlgasse 23 im 4. Bezirk:
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Vergleiche hiezu: http://www.sportunion.at/club/3535/doc/Union_Turn_und_Sportgeschichte.pdf
Dennoch ist
davon auszugehen, dass erst der massive propagandistische Einsatz des Hakenkreuzes und
der Hakenkreuzfahne im so genannten "Altreich" dieses Zeichen auch breiteren Schichten der Bev�lkerung in
�sterreich
bekannt machte. F�r deutschnational gesinnte Kreise in der sogenannten
"Ostmark" war das
Hakenkreuz jedenfalls schon sehr fr�h Zeichen
einer tief empfundenen Hoffnung,
wie der hymnische Lobpreis, geschrieben vom Verfasser des Textes der zweiten �sterreichischen
Bundeshymne, dem steirischen Pfarrer
Ottokar Kernstock, im Fr�hjahr 1923 beweist:
Das
Hakenkreuz im wei�en Feld, |
Das Hakenkreuz im wei�en Feld, auf feuerrotem Grunde, zum Volksmal ward es auserw�hlt in ernster Schicksalsstunde, als unter Schmerzen, hei� und tief, das Vaterland um Hilfe rief, das teure, todeswunde. |
Das Hakenkreuz im wei�en Feld, auf feuerrotem Grunde, hat uns mit stolzem Mut beseelt. Es schl�gt in uns'rer Runde kein Herz, das feig die Treue bricht. Wir f�rchten Tod und Teufel nicht! Mit uns ist Gott im Bunde! |
=> N�heres zu diesem sogenannten �Hakenkreuzlied� siehe das Kapitel �ber die Hymnen.
Das Hakenkreuz erf�llte die ihm zugedachte Funktion in der legalen wie in der (seit 19. Juni 1933) illegalen Zeit der nationalsozialistischen Bewegung in �sterreich. Was Karl Kraus ein "Gez�cht von Hakenkreuzottern" nannte, nannte der Volkmund "Hakenkreuzler". Diese verwendeten ihr Symbol als einigendes Zeichen und als Mittel der Provokation. Es tauchte in den verschiedensten Formen �berall und immer wieder auf: in Form von auf Bergh�ngen entz�ndeten Feuern oder in Melonen geschnitzt, an den Zylinder gesteckt, zwischen den T�rmen der Wiener Votivkirche aufgespannt oder als eine sich selbst entz�ndende Holzkonstruktion in einem auf den Grazer Jakominiplatz gestellten Paket.
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Illegale Nazis lassen im Wienerwald einen Ballon mit Hakenkreuz steigen |
Graz und die Steiermark waren
f�r die
nationalsozialistische Propaganda besonders anf�llig, was sich von J�nner 1938 gegen den 12. M�rz 1938 hin von Tag zu Tag steigerte.
Der Eigent�mer der �Neuen Kronenzeitung�, Hans Dichand, berichtet
dar�ber:
"Am 24. Februar h�lt der Bundeskanzler eine gro�e Rede, die �ber
Lautsprecher auf den Hauptplatz �bertragen werden soll. Der gro�e sch�ne
Platz mit dem Erzherzog-Johann-Denkmal in der Mitte ist schon Stunden vorher von den Anh�ngern Hitlers
besetzt. Als die ersten S�tze Schuschniggs aus den auf volle Lautst�rke gestellten
Lautsprechern kommen, flattern die unter den Barock- und Renaissanced�chern
nistenden Tauben in panischer Angst auf. Das Horst-Wessel-Lied �bert�nt die
Worte des Kanzlers. B�rgermeister Schmied l�sst sich zwingen, vom Balkon des Rathauses eine
gro�e Hakenkreuzfahne zu entrollen; eine rot-wei�-rote Fahne, die vorher dort
hing, wird zerrissen. Der B�rgermeister wird als 'Hakenkreuz-Schmied' in die
Chronik dieser turbulenten Ereignisse eingehen. Die Blamage f�r die 'Vaterl�ndischen'
ist t�dlich."
=> Hans Dichand, in: Thomas Chorherr, 1938 - Anatomie eines Jahres, Wien 1987, 78 ff.
In
den Memoiren des langj�hrigen steirischen Landeshauptmannes Anton Rintelen,
der vom Christlichsozialen zum aktiven Nationalsozialisten mutiert war und im Rahmen des Juliputsches 1934 als Bundeskanzler vorgesehen war, liest sich
dasselbe Ereignis wie folgt :
"Am 24. Februar wogte in Graz ein Meer nationalsozialistischer Fahnen.
Abends, zur Stunde, in der die Rede des Kanzlers Dr. Schuschnigg beginnen
sollte, waren an die 20.000 Menschen unter dem Brausen nationaler Lieder vor dem
Rathaus aufmarschiert. Eine Abordnung begab sich nun zum B�rgermeister und
forderte die Hissung einer Hakenkreuzfahne. �ber seine Weisung wurde nun das Symbol der Bewegung am
Eckturm des Geb�udes entrollt. In unbeschreiblicher Begeisterung entbot die un�bersehbare
Menge dem wehenden Banner den deutschen Gru�. Die ersten S�tze der Kanzlerrede, die ein Lautsprecher wiedergab, gingen unter in dem erl�senden
Jubelruf, der wie aus einem Munde zum n�chtlichen Himmel aufstieg. Und wie die Glockent�ne einer neuen Zeit klang es �ber die Stadt: 'Deutschland,
Deutschland, �ber alles ...' hin�ber zum nahem Freiheitsplatz, wo die
Gliederungen der �Vaterl�ndischen Front� versammelt waren, um die
Kanzlerrede zu vernehmen."
=> Kurt Wimmer, Damals, 1938, Verlag f�r Sammler, Graz, 1988, 33
Nach
vollzogenem "Anschluss" dauerte es noch volle drei Wochen, bis der
"historische Tag" anbrach, an dem Hitler nach Graz kam. Die
Journalisten, die den Besuch beschrieben, wurden zu Lyrikern (Kurt Wimmer):
"Ein azurblauer Himmel spannt sich �ber der mit dem ersten Fr�hlingsgr�n
gezierten Fahnenstadt und strahlendes Sonnenlicht verleiht den Bannern und
Fahnen einen magischen Schimmer - Hitler-Wetter,
wie es sch�ner nicht gedacht werden kann".
Oder:
"Die Bahnhofshalle ist zu einem Dom geworden. Ein Gew�lbe aus rotem
Fahnentuch, Tapeten aus Tannengr�n und goldenem Lorbeer, L�ufer �ber den
Steinfliesen haben
den n�chternen Raum v�llig verwandelt. Es ist ein Weiheraum geworden, durch
den der F�hrer schreiten wird. Der sch�ne klassische Bahnhof verschwindet unter
den Fahnen und der weite Vorplatz ist umrandet von Ehrenpforten aus Tannengr�n mit
goldenen Hakenkreuzen und langen goldenen B�ndern ... Die Menschen stehen wie
die Mauern und in jeder Hand halten sie Hakenkreuzf�hnchen zum Winken. Stundenlang sitzen sie, h�ngen in den B�umen wie die Trauben....".
=> Wimmer, a. a. O, 74.
An die Stelle der Ehrenpforten traten sehr bald Kasernentore und Lagereing�nge,
auch solche mit der Aufschrift "Arbeit macht frei", also
Konzentrationslager. Vorerst aber genehmigte Hitler noch einen Antrag, den Oberb�rgermeister
Julius Kaspar am 26. April gestellt hatte: Am 5. Juli 1938 erhielt Graz
das Recht, sich "Stadt der Volkserhebung" zu nennen - "in
Anerkennung der besonderen Verdienste der Steiermark und ihrer Hauptstadt im
Kampf um die Wiedervereinigung �sterreichs mit dem Deutschen Reich."
Der Sieg des Hakenkreuzes war vollkommen. Im Juli 1938 wurde des NS-Putsches des
Jahres 1934 gedacht und die Mariens�ule am Eisernen Tor mit NS-Transparenten
umbaut. Das Hakenkreuz siegte schlie�lich auch in Graz �ber den Davidstern, als am 9. November die Synagoge am Grieskai angez�ndet wurde.
In der "Tagespost" vom 11.11.1938 liest sich das Ereignis wie folgt:
"Der Vorfall spielte sich
blitzschnell ab. Das Tor zum Judentempel - ein aufdringlicher orientalischer
Bau, der als Sitz des geistigen Zentrums der Juden in der Steiermark jedem verhasst ist - wurde erbrochen. Die Menge drang in das Innere ein.
Volksgenossen erkletterten die Spitze der Kuppel und entfernten den Zionsstern,
der in die Tiefe st�rzte und hier in St�cke brach, Symbol des Zusammenbruches
der j�dischen Weltherrschaftsgel�ste..."
=> Wimmer, a.a.O. 100
Am 24. Februar 1938 hielt Bundeskanzler Kurt Schuschnigg die erw�hnte Rede vor dem "Bundestag", der aus 59 Vertretern bestehenden gesetzgebenden K�rperschaft des St�ndestaates. In dieser Rede wollte er vor allem auf sein Treffen mit Hitler vom 12. Februar reagieren. Die lange Rede war stellenweise gewunden und ohne wirkliche Aussage - weder innenpolitisch, noch gegen�ber dem Deutschen Reich. Mit Phrasen wie "Gut deutsch, treu �sterreichisch allerwegen" versuchte der Kanzler, Stimmung f�r sein Programm zu machen. Dies gelang ihm vor allem gegen Ende der Rede, die er mit den ber�hmt gewordenen Worten "Bis in den Tod: Rot-Wei�-Rot" schloss. Vor dem Parlament, das mit einem riesigen, von Scheinwerfern beleuchteten Kruckenkreuz geschm�ckt war, kam es zu einer gro�en Sympathiekundgebung f�r den Kanzler, an der auch Sozialdemokraten mit ihrem Abzeichen, den an die Rockaufschl�ge gehefteten "Drei Pfeilen", teilnahmen (Kurt Skalnik in: Chorherr, 1938, 189). Doch die Agitation unter dem l�ngst verbotenen Hakenkreuz ("Inl�nder" durften es nicht am Rockaufschlag tragen) ging weiter., bis die Hakenkreuzfahne in der Nacht zum 12. M�rz 1938 erstmals auf dem Balkon des Bundeskanzleramtes entrollt wurde und und wenig sp�ter von der Rathausfassade wehte.
Das
Hakenkreuz war in �sterreich nunmehr in Mode. Tausende aus Blech gestanzte Hakenkreuze
wanderten von der Hinterseite des Rockaufschlages auf die Vorderseite: die "M�rzveilchen"
bl�hten (Bezeichnung f�r bisher illegale Nazis, die sich nunmehr zu erkennen
gaben). Viele �sterreicher, die nichts mit den Nazis gemein hatten, steckten sie einfach an, um in Ruhe gelassen zu werden. Der verstorbene
General Emil Spannocchi, 1938 Offiziersanw�rter im �sterreichischen
Bundesheer, berichtet, dass eine Freundin - offenbar eine attraktive "Nazisse"
- beim ersten Rendezvous versch�mt das von ihr getragene Hakenkreuz wieder
hinter dem Revers ihres Mantels verschwinden lie�, da sie annahm, es w�rde einen
angehenden �sterreichischen Offizier st�ren. Doch dieser wurde bald auf den
Heldenplatz kommandiert, leistete den Eid auf Hitler und trug den
"Hoheitsvogel" auf der Uniform.
Das Hakenkreuz im
pers�nlichen Erleben eines j�dischen Wieners
In
seinem z.T. autobiographischen Roman �Auch das war Wien� (Ullstein, 1987)
schildert Friedrich Torberg in bewegten Worten die Stimmung im M�rz
1938:
S. 315-317
Im Zeichen des Zeichens
Der gro�e H�llenreigen war losgebrochen, nun dauerte er schon den zweiten Tag, und alles, alles f�gte sich ihm ein. Nichts blieb ihm entzogen, nichts gab es, was vor ihm bestehen konnte in fr�herer Gestalt und Art. Alles war anders. Tot oder lebendig: alles war anders. Die Stadt war eine andre Stadt, die Menschen waren andre Menschen - und was diese �ndern Menschen in dieser �ndern Stadt vollf�hrten, hatte mit Stadt und Menschen nichts mehr gemein. Der gro�e H�llenreigen war losgebrochen.
Er stand im Zeichen des Zeichens. So Unerh�rtes geschah unter diesem Zeichen, so noch nicht Da gewesenes, als gesch�he es einzig deshalb, um unerh�rt zu sein und noch nicht da gewe�sen. So restlose Aufhebung aller bisherigen G�ltigkeiten geschah, dass es immer zwingender einer restlosen Ung�ltigkeit zustrebte, nichts sollte mehr gelten, nichts au�er dass nichts mehr galt, vielleicht auch die Aufhebung nicht, vielleicht war sie schon ung�ltig da sie sich noch vollzog und w�rde im n�chsten Augen�blick sich selber aufheben. Es geschah die vollkommene Umkeh�rung, es kehrte sich alles um und um, in einem zuckenden, br�llenden Reigen, kehrte sich um, um sich umzukehren, der H�llenreigen an sich, zu keinem �ndern Zweck als dem der er selbst schon war, zum Zweck des eigenen Mittels, des Zeichens m dem er stand, er stand im Zeichen des Zeichens.
Dieses Zeichen: was war es denn, was bedeutete es, was galt es? Wozu dienten diese Hakenkreuzbanner, diese Hakenkreuz�f�hnchen, diese Hakenkreuzabzeichen?
Sie dienten nicht. Sie herrschten. Es ging um sie, um sie und nicht um die Bedeutung die sie etwa symbolisieren mochten. Es ging darum, dass man Hakenkreuzbanner flattern lassen durfte, Hakenkreuzf�hnchen schwingen, Hakenkreuzabzeichen tragen. Darum ging es. Darum war der H�llenreigen losgebrochen, und darin bestand er.
Die sich ihm hingaben, zuckend und br�llend, merkten wohl gar nicht, wie er ihnen zum Selbstzweck erstumpfte; wie vor dem tollen Gef�hl, dass sie teilhaben durften daran, alles andre dahinschwand. Dieses Gef�hl nur berauschte sie, dieses Gef�hl ihrer selbst, dieses Selbstgef�hl. Sie f�hlten sich. Oh, wie sie sich f�hlten! Sie besahen das Hakenkreuz an ihrem Rockaufschlag: und f�hlten sich. Sie erhoben die Hand, br�llten ihr Hitlerheil hervor: und f�hlten sich. Oh, und wie oft sie die Hand erhoben! Sie fluteten durch die Stra�en, w�lzten sich �ber die Fahrd�mme aufeinander zu und verquollen wirr ineinander: nur um wieder und wieder die Hand zu erheben. Und oh, wie laut sie br�llten! Jeder f�r sich und in Gruppen br�llten sie, regellos br�llten sie und in strengem Takt, und br�llten immer aufs neue, br�llten hinein in den Schritt und Tritt der einmarschierenden Truppen, in das Rattern der motorisierten, in das Get�se der Tanks und Panzerwagen �berm bebenden Pflaster und in das Dr�hnen der Propeller vom Himmel her, vom nahen Himmel her, denn die Flugzeuge fliegen ganz niedrig, hart �ber den D�chern weg, so gro� zu sehen, dass selbst die schweren Bomber harmlos wirken in ihrer Greifbarkeit und m�chtig nur durch den L�rm. Aber wir, wir machen ja auch L�rm. Hei was f�r L�rm wir machen, hei, heissah, heil, Siegheil, Heil Hitler, ein Volk ein Reich ein F�hrer, wir danken unserm F�hrer, Heil Hitler, heissah, hei. Solchen L�rm machen wir. Wenn einer mittendrin steht, h�rt er den L�rm der Flugzeuge gar nicht mehr, und wenn er vollends noch mitbr�llt, mag er fast glauben, dass er st�rker sei als die Flugzeuge. So gewaltig ist der L�rm, so m�chtig. L�rm ist Macht.
Oh, Macht! Die da l�rmen, weil sie die Macht haben, sind von Macht durchtr�nkt in jeder Zuckung ihres Reigens, von Macht gehoben ist der Rausch ihres Selbstgef�hls, Macht flie�t und str�mt, Macht, einzelweise gekeltert in jedes Einzelnen Rausch, auf Flaschen abgezogene Macht f�r Jedermann, da ist sie, da marschiert sie, da kommt sie angerattert und angedr�hnt, die Macht, meine Macht, ich sp�re sie, diese Macht, ich f�hle sie in
mir, ich f�hle mich in ihr - und oh! ich hab mich schon als alles m�gliche gef�hlt: aber m�chtig noch nie. Jetzt bin ich m�chtig. Jetzt habe ich Tanks und Kanonen und Bombengeschwader, ich bin gro�, ich grenze ans Meer, ich bin eine Weltmacht, eine siegreiche Weltmacht, ich habe ein Land erobert, ich habe mich selbst erobert, ich habe mich einverleibt, mir selber einverleibt, ich bin verdoppelt und bin �ber mich erhoben, ich habe und bin die Macht, ich br�lle und stampfe vor Macht� und keiner von ihnen, wie sie da br�llen und stampfen, keiner von ihnen w�rde es wahrhaben wollen, dass in diesem Br�llen und Stampfen schon alle Teilhaberschaft an der Macht sich ersch�pft. Oder was w�re es sonst? Haben sie wirklich teil? Haben sie mehr als sie hatten? Sie haben nicht mehr, und werden auch nicht mehr haben (sondern weniger). Sie haben nichts als das Hakenkreuz im Knopfloch. Es ist das Einzige, woran sie ihren Sieg erkennen, es ist ihr einziger Sieg und Gewinn: dass sie das Hakenkreuz tragen d�rfen. Es ist das Einzige, wodurch sie unterschieden sind von den Verlierern, von jenen v�lligen und garantierten Verlierern, welche das Hakenkreuz nicht tragen d�rfen, es ist das Einzige, wodurch sie erhoben sind �ber sich und �ber jene. Sie haben nichts. Sie sind. Was sind sie? Arier. Was ist das? Sie wissen es nicht. Selbst dies, selbst dieses ihr Eins und Alles und Gloria Viktoria, verm�gen sie nur an der Verneinung zu fassen, nur daran, dass sie etwas nicht sind: sie sind keine Juden. Das gen�gt. Das bringen sie mit und das macht ihnen niemand nach, nicht einmal die Juden. Das sichert ihnen den Zutritt. Das sichert ihnen die Teilnahmsberechtigung und Teilhaberschaft, das hebt und erhebt sie vom nichtssagenden Anbeginn bis hoch �ber sich hinaus und bis m den Rausch und Taumel, bis dass sie br�llen und stampfen vor Macht, vor unwiderstehlicher unbegrenzter Macht, heute geh�rt uns Deutschland, morgen die ganze Welt. �So!� sagt eine entschlossene Stimme, sagt ein d�rftig ausse�hender Mann mit Zwicker und Regenschirm, ein Kleinb�rger mittleren Alters, er tr�gt jedoch ein blechernes Hakenkreuz im Knopfloch und ein papiernes F�hnchen in der Hand. �So!� sagt er. �Und jetzt holen wir uns Deutschb�hmen!�
S. 326 f.
Der gro�e H�llenreigen wirbelte und kreiselte und krei�te, gebar sich scheu�lich immer wieder aus sich selbst, und tr�chtig von ihm die Stadt gebar vertausendfacht das Zeichen, in dem er stand. Un�bersehbar ihren Poren entspross es, wuchs auf und quoll, wucherte �ber die Stra�en und H�user, haftete in allen Gew�ndern, setzte aus allen H�nden sich fort, rankte an Masten und T�rmen sich hoch, zog sich in B�ndern quer durch die Luft, lagerte riesenhaft auf eigens ihm zubereiteten Fl�chen, sprang schwarz aus dem wei�en Kreis der Fahnen hervor, der blutroten Fahnen welche die Stadt �bermachtigt hielten ganz und gar. Eingebettet in Fahnen, niedergeschlungen von Fahnen, nur f�r die Fahnen da: nicht war die Stadt mit Fahnen geschm�ckt, sondern die Fahnen schm�ckten sich mit der Stadt, nicht wehten die Fahnen im Wind, sondern es wehte der Wind in den Fahnen, die Fahnen waren das Eigentliche, das wahrhaft Vorhandene. Die Fahnen bestanden und geschahen. Was immer sonst geschah, konnte nur aus den Fahnen bestehen.
Und es geschah des gro�en H�llenreigens letzte Steigerung. Er �berschlug sich seinem Gipfel zu, kippte noch ein Mal schrill empor, in einer rasenden Begier sich selbst zu �bertreffen, hinauszutorkeln �ber sich um eines endlich erkennbaren, end�lich sichtbaren Sinnes willen: der Herr und Meister erschien, der Leibhaftige hielt seinen Einzug.
Sie kr�mmten sich und zuckten ihm entgegen, v�llig entfes�selt, v�llig au�er Rand und Band, v�llig au�er sich - aber weil sie vorher doch nie so richtig gefesselt waren, vermochten sie Rand und Band und Spalier zu halten, vermochten sie regelrecht au�er sich zu geraten, in ein streng schon und herrisch bemessenes �berma�, von fremden Herren bemessen, von fremden B�tteln schon �berwacht. Sie tobten und br�llten ihm zu, mit der letzten Kraft ihrer heiseren Kehlen - aber weil sie doch genau so gut jedem �ndern zugebr�llt h�tten, der ihnen nun erschienen w�re, lie�en sie willig und erleichtert ihr Gebr�ll in vorgeschriebene Texte lenken, in Spr�che und Ch�re von erprobtem Wortlaut, und br�llten so diesem Einen zu, als g�be es wirklich keinen �ndern, nur ihn, den F�hrer, den Meister, den Heilbringer, den Hitler, den der gemeint war wenn man Heil Hitler br�llte, heil, Siegheil, Heilhitler, wir danken unsrem F�hrer, wir wollen unseren F�hrer sehn, lieber F�hrer sei so nett und zeige dich am Fensterbrett, Heilhitler, Siegheil, heil...
Dem Haus, das die Tollen umheulten, dem Tollhaus schr�g gegen�ber lag ein andres von sonst �hnlicher Beschaffenheit, ein gro�es Hotel desgleichen. Auch dieses hatte zum Tollhaus erko�ren sein k�nnen und jenes in seiner allgemeinen Beschaffenheit verbleiben - (ach alles h�tte auch umgekehrt sein k�nnen, alles)-, nun also war das Hotel Imperial das toll verwandelte, und schr�g gegen�ber das Grand Hotel lag da als ein gro�es Hotel auf der Ringstra�e, zwar dem Brennpunkt der Tollheit zun�chst, aber nicht in ihren Bannkreis geh�rig, ausgeschieden, abgeschieden beinahe.
�
Martin, mit einem Mal, f�hlt sich bleischwer von Ersch�pfung �berkommen, von
grenzenlo�ser Schlaffheit und Schl�frigkeit, es ist ein ungef�hres D�sen in
das er langsameren Schritts verf�llt, ein unentschiedenes Schwanken zwischen
Erkenntnis und Entschluss, er wird sich zwar klar dar�ber, dass er keinesfalls
zu Fu� bis in die Liechten�steinstra�e gehen will - aber ein Taxi zu nehmen,
kommt ihm nicht mehr klar genug in den Sinn, und da er jetzt auf den
Stephansplatz hinaustritt, scheint es ihm durchaus das Gege�bene, den n�chsten
Autobus zu ben�tzen. Und er reiht sich unter die Wartenden ein, in einem Dusel
zu d�nn zum Tr�umen, und dennoch Blick und Sinn leicht �berschleiert, so
steht er da, macht ab und zu ein paar Schritte, schaut dann und wann nach dem
Autobus aus, dann und wann ziellos umher � und merkt nun zum zweiten, zum
dritten Mal schon, dass die Leute rings an der Haltestelle desgleichen nach
etwas schauen, rasch und ver�stohlen, mit aufw�rts gerichteten Blicken-:
Auf der Spitze des
Stephansturms, schlapp vom schr�ge einge�steckten Schaft hinab, h�ngt eine
Hakenkreuzfahne.
Der Stephansturm ist ein
Kirchturm. Da h�ngt eine Haken�kreuzfahne auf einer Kirche
Hoffmann,
was wei�t du �ber den Stephansdom?
Der Stephansdom ist das
Wahrzeichen Wiens. Mit seinem Bau wurde unter der Herrschaft Rudolfs II. von
Habsburg begon�nen, und an seine Entstehung kn�pfen sich zahlreiche Legenden.
Der 138 m hohe Stephansturm ist einer der h�chsten Kircht�rme Europas.
Ist das alles, was du wei�t?
Nein, bitte. Auf der
Spitze des Stephansturms h�ngt eine Hakenkreuzfahne.
Was redest du da f�r
Unsinn?
Bitte Herr Lehrer, das
ist kein Unsinn. Ich hab's bitte selber gesehen. Eine Hakenkreuzfahne auf dem
Stephansturm. Auf dem Stephansturm eine Hakenkreuzfahne. Auf dem Wahrzeichen
Wiens � aber darum geht es ja gar nicht. Das w�re langst kein Grund mehr,
dass Martins Kiefer aneinandermalmen in hilfloser Emp�rung. Er hat ja schon auf
allen m�glichen Wahrzeichen Wiens die Hakenkreuzfahne gesehn, auf dem
Rathausturm, auf dem Parlament, auf dem Ballhaus-Palais, und da, und dort; hat
ingrimmig immer wieder, bei jedem betroffenen Geb�ude, seine Schulbildung
mobilisiert: hier, bitte, der 1726 von Fischer von Erlach im Barockstil erbaute
Trakt der Hofburg ist nunmehr durch eine Hakenkreuzfahne verschandelt. Ebenso
bitte hier, das Tor des Renaissance-Traktes. Und hier, und hier: verschan�delt.
Jetzt h�tte er also die Verschandelung des Stephansturms festzustellen und
ingrimmig abzutun - und vermag es nicht. Sein Ingrimm erstirbt. Es wird ihm zum
ersten Mal vor einer Hakenkreuzfahne unheimlich. Vielleicht m�sste man jetzt
beten
- aber er kann auch nicht
beten. Ach nicht, weil es sein Gott nicht ist, der in diesem Gotteshaus wohnt -
wenn Belsazar aufersteht, verh�hnt er Jehovah in jedem - ach nein, nicht
deshalb. Sondern ihm graut vor der Kl�glichkeit des Gebets. Vor der Gewissheit:
dass auch dann nichts gesch�he. Hohn �ber Gottes Haus: und nichts geschieht.
Jetzt hab ich noch einmal hinaufgeschaut: die Hakenkreuzfahne h�ngt da, und
nichts ge�schieht.
Einst wollte - und dies
ist der einzige Trost - und zahlreich sind die Legenden welche sich kn�pfen -
einst wollte der Teufel selber den Dombaumeister von Sankt Stephan versuchen,
und ist zuschanden geworden an Gott.
Vielleicht wird auch dieses
hier: wie Gott selber zuschanden geworden Ist am Teufel - vielleicht wird auch
dieses dereinst nur eine Legende sein, eine der zahlreichen Legenden um den Dom
von Sankt Stephan, eine Geschichte im Lesebuch, vom Ministe�rium f�r Kultus
und Unterricht allgemein approbiert f�r die III. Klasse der �ffentlichen
Volksschulen, Zweiter Abschnitt, Aus Heimat und Vergangenheit, Lesest�ck Nummer
7, wir kommen heute zur Legende vom Hakenkreuz auf dem Ste�phansturm �
aufgezeigt, bitte - was willst du denn, Hoffmann - bitte Herr Lehrer, der Gro�papa
hat gesagt, dass ihm sein Gro�papa noch erz�hlt hat, wie das Hakenkreuz am
Stephansturm gehangen ist - schon gut, mein Kind, setz dich wieder hin und gib
sch�n acht - bitte Herr Lehrer, der Gro�papa vom Gro�papa hat�s aber
wirklich gesehn, mit eigenen Augen � wahrhaftig, er hat es gesehn. Er sieht es
noch immer. Er hat nochmals hinaufgeschaut und hat es nochmals gesehn.
In den Tagen des "Anschlusses" traten auch massiv die Hakenkreuzarmbinden auf - nicht nur bei SA-Angeh�rigen oder Ordnern, sondern auch etwa bei vielen Wiener Polizisten, die sie als Illegale wohl schon wochenlang in der Uniformtasche mitgef�hrt hatten.
Es
folgt ein Zitat aus Alfred Pietsch, Es regnete Hakenkreuze", Molden
Verlag Wien, 20045, S. 58 ff
Unheil
k�ndigt sich an
Von der Wohnung im vierten Stock konnten wir nach Westen hinauf das Schloss am
Wilhelminenberg sehen. Im Jahr 1936 erlebte unsere Familie eines Nachts vom
Fenster aus ein beeindruckendes Naturschauspiel. �ber
l�ngere Zeit
war am ganzen Himmel ein herrlich schillerndes Licht zu sehen. Dieses Licht gl�nzte
in einem grandiosen Farbenspektrum. Die Farben Orange, Blau, Violett und Rot
schimmerten �ber
den nordwestlichen Himmel Wiens. Mit Spannung beobachteten wir dieses Ereignis.
Die Nachrichten im Radio berichteten dann �ber
ein gro�es
Nordlicht. Am n�chsten
Tag besprachen wir mit Nachbarn und Freunden aufgeregt und beeindruckt dieses
einmalige Geschehen. Unter den �lteren
Leuten gab es einige, die sagten: �Das
ist ein Zeichen des Himmels! Ein Nordlicht k�ndigt
immer Unheil oder gro�e
Ereignisse an!" Viele fragten sich daher: Kann denn noch Schlimmeres kommen
als die gro�e
Arbeitslosigkeit, die Aufl�sung des
Parlaments, der B�r�gerkrieg,
die politischen Unruhen und Morde? Oder hat es sich eben einfach nur um ein
Naturereignis gehandelt?
Das Unheil kam tats�chlich
auf �sterreich
zu. Doch f�r
mich waren diese aufregenden Kindheitsjahre zwar gepr�gt
durch Armut, aber auch gepr�gt
durch viele sch�ne
und spannende Erlebnisse in Freiheit und Natur. Mit der Hofplatt'n tobte ich
durch Gassen und Pl�tze von
Sandleiten, und die Politik war f�r uns Kinder
gl�cklicherweise
noch weit entfernt.
Im Jahr 1937 kam mein Vater eines Tages von einem beruflichen Engagement aus
Graz zur�ck. Er erz�hlte,
dass er dort zum ersten Mal illegale Nationalsozialisten kennengelernt habe. Die
Nationalsozialistische Partei war damals in �sterreich
verboten. Er berichtete, dass das Erkennungszeichen der illegalen Mitglieder ein
rundes Parteiabzeichen mit Hakenkreuz sei. Sie trugen das Abzeichen versteckt unter dem Sakkoaufschlag.
Wenn sie Gesinnungsgenossen begr��ten, dann
drehten sie den Sakkoaufschlag einfach um und gaben einander so zu erkennen.
Vater war nie Mitglied dieser Partei gewesen, ist aber doch schon vor 1938
einigen Parteimitgliedern begegnet. Sp�ter, nach
Hitlers Einmarsch, waren sehr schnell viele dieser �Illegalen"
in der braunen SA-Uniform zu sehen. Wer keine Uniform besa�,
zeigte seine Treue zur Partei oder auch nur seine Sympathie durch wei�e
Kniestutzen und ein wei�es
Hemd. Nicht wenige trugen am linken Arm die Binde mit dem Hakenkreuz�.
�ber Sandleiten war ein m�chtiges Dr�hnen zu h�ren. Ich st�rzte zum Fenster und sah, dass vom Westen her viele Flugzeuge �ber die Stadt flogen. Der Himmel war voll mit deutschen Milit�rmaschinen. Sie lie�en in Massen kleine, silbrig gl�nzende Hakenkreuze aus Leichtmetall und auch Flugzettel herunterregnen. Ich rannte in den Hof, um das Ereignis mit meiner Hofplatt'n zu beobachten. Begeistert sammelten wir Buben die Hakenkreuze vom Boden auf. Hitler demonstrierte also seine unglaubliche Macht zuerst in der Luft. Er und sein milit�rischer F�hrungsstab wussten schon, wie man diesen Einmarsch sensationell inszenierte. Dieser gezielten Propagandamaschinerie konnte sich so leicht niemand entziehen, und schon gar nicht wir Kinder...
�sterreich war mit 100.000 Mann Soldaten besetzt worden, und diese M�nner
waren offensichtlich f�r
den Kampf bestens ausger�stet.
Einige Kompanien sangen beim Marschieren Lieder. �Auf
der Heide bl�ht
ein kleines Bl�melein
(�zwei-drei-vier"),
und das hei�t
(zwei-drei-vier) ERIKA!" Das Zwei-drei-vier half den Soldaten, den Takt des
Liedes besser mit dem Schritt in Gleichklang zu halten. Ich sollte diese Art des
Singens und Marschierens vier Jahre sp�ter
beim Arbeitsdienst und als Soldat selbst zur Gen�ge
kennenlernen! �Auf
der Heide bl�ht
ein kleines Bl�melein
(zwei-drei-vier), und das hei�t
(zwei-drei-vier) ERIKA!" Und die genagelten Stiefel dr�hnten
auf dem Asphalt. Die Lieder erzielten jedes Mal eine gro�e
Wirkung, sowohl beim Zuh�rer
als auch beim Singenden selbst. (Das war auch eine Erfahrung, die noch auf mich
zukommen sollte.) Staunend h�rte
ich den zackig marschierenden Soldaten zu. Die Menschen am Ring applaudierten,
gr��ten
oder winkten, und die deutschen Soldaten winkten zur�ck.
Zu diesem Zeitpunkt waren noch nicht jene �berw�ltigenden
Begeisterungst�rme
der Massen zu bemerken, die ich dann beim pers�nlichen
Besuch Hitlers in Wien erleben sollte. Aber der Einmarsch des deutschen Milit�rs �ber
die Ringstra�e
war eine beeindruckende Demonstration der Macht. Ich lief aufgeregt nach Hause
und berichtete meinen Eltern in allen Einzelheiten davon. �Mutti",
sagte ich, �
Das untenstehende Bild zeigt die Reichskriegsflagge bei der Vereidigung der Rekruten auf dem Wiener Heldenplatz. Sie war zum Entsetzen der reichsdeutschen Stellen seitenverkehrt aufgeh�ngt worden - vermutlich als Folge "ostm�rkischer Schlamperei" beim Umgang mit Staatssymbolen. Aber vielleicht schon als ein erstes Anzeichen daf�r, dass die Verbindung zwischen �Kamerad Schn�rschuh" und den Tr�gern des preu�ischen "Knobelbechers" (deutscher Milit�rstiefel) nicht ewig dauern w�rde.
Das
Hakenkreuz hatte auch in Linz (wo Arthur Seyss-Inquart als Innenminister eilfertigst
schon am 5. M�rz 1938 den "deutschen Gru�" und das Deutschland-Lied
legalisiert hatte) wie auch in Salzburg, in Innsbruck und Klagenfurt gesiegt.
Die St�dte und D�rfer der "Ostmark" hatten auch in der Zeit nach dem
"Anschluss" noch �fter Flaggenschmuck anzulegen. Mit Feiern
verschiedenster Art suchte sich der Nationalsozialismus auf emotionale Art die
Herzen der Menschen zu erobern, was anf�nglich auch ganz gut gelang. Die
Begeisterung f�r Adolf Hitler und den Nationalsozialismus - durch Autobahnbau,
Urlaubsaktionen der KdF ("Kraft durch Freude"), angeschafften Volksempf�nger und erhofften Volkswagen noch gesteigert - sollte sich
bald legen. Kurze Zeit nach Kriegsbeginn (�berfall auf Polen am 1.9.1939) begann sich die
Versorgungslage zu verschlechtern und die ersten Todesnachrichten trafen ein:
"... fand den Heldentod...". Oft war das Geburtsdatum mit einer
Lebensrune ("Man"-Rune ) und der Todestag mit einer Todesrune ("Yr"-Rune
)
gekennzeichnet. Dazu traten noch das Eiserne Kreuz oder der Reichsadler.
Symbole, die w�hrend fast sechs langen Kriegsjahren wenig Trost zu spenden
vermochten.
Runen und andere germanische Symbole wurden als Abzeichen im Rahmen der Sammlungen des "Winterhilfswerks", in Bastelb�chern etc. in gro�er Zahl in die "Ostmark" gebracht. Sie sollten als sichtbarer Ausdruck altgermanischer Br�uche ("Julfest", "Sommersonnenwende" etc.) den Glauben an das neuheidnische "Dritte Reich" verst�rken.
Die Jugend wurde in Jungvolk, Hitlerjugend (HJ) und in den Bund Deutscher M�del (BDM) eingegliedert, die alle anderen Jugendorganisationen ersetzten. Die BDM-Uniform bestand aus dunkelblauem Rock, wei�er Bluse mit schwarzem Halstuch und braunem Knoten sowie einer braunen Kletterweste mit vier Taschen. Die Abzeichen des Jungvolks und der HJ waren die wei�e Sig-Rune auf schwarzem Grund und das Hakenkreuz auf rot-wei�-rotem Grund. Es konnten bisher keine Hinweise darauf gefunden werden, dass in dieser Farbkombination in irgendeiner Weise - vielleicht auch nur unbewusst - ein Hinweis auf die �sterreichische Herkunft Adolf Hitlers zu erblicken ist. Jedenfalls marschierten "Austro-Nazis" mit rot-wei�-roten Fahnen, die das Hakenkreuz zeigten, 1931 �ber den Wiener Heldenplatz.
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Jungvolk-Banner | HJ-Abzeichen | HJ-Armbinde | "Tag der Jugend" 26.3.1943 |
=> Hochschule f�r angewandte Kunst, Zeitgeist wider den Zeitgeist,, Wien, 1988, 262.
Die Sp�tfolgen des nationalsozialistschen Hakenkreuzkults
Es dauerte geraume Zeit, bis das allgegenw�rtige Hakenkreuz 1945 aus den Fahnent�chern, von den Geb�uden und aus den Urkunden entfernt worden war. Es aus dem Ged�chtnis der �sterreicher zu tilgen, war eine weit schwierigere Aufgabe und ist es bis heute geblieben - deshalb ist antifaschistische Wachsamkeit immer noch am Platze.
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Antifaschistische Ausstellung, 16. September 1946 |
In der �berflutung �sterreichs mit Hakenkreuzflaggen,
Hitlerbildern und sonstigen NS-Symbolen - besonders in der ersten Zeit nach dem
"Anschluss" - liegt eine der wesentlichsten Ursachen f�r die starke Zur�ckhaltung,
mit welcher man heutzutage den Staatssymbolen in �sterreich
gegen�bertritt. Da diese Einstellung in der innerfamili�ren und schulischen
Sozialisation gewisserma�en "sozialbiologisch" weitergegeben und
vererbt wird, wird dieses Ph�nomen trotz dem stark gewachsenen �sterreichischen Nationalbewusstseins wohl noch einige Zeit
anhalten.
Scherzausdr�cke,
Verballhornungen, Spitznamen
Es
ist im Rahmen dieses Textes nicht m�glich, alle jene Ausdr�cke wiederzugeben,
die, im Volksmund spontan gepr�gt, zu synonymen Begriffen f�r einen geachteten
oder verachteten Repr�sentanten der Obrigkeit oder einen �ffentlichen
Sachverhalt wurden und damit fast schon Symbolcharakter angenommen haben. Die
Besetzung �sterreichs durch deutsche Truppen am
12. M�rz 1938, die von vielen
�sterreichern herzlich willkommen gehei�en wurden ("Blumenfeldzug")
f�hrte alsbald zu einer Reihe von scherzhaften Ausdr�cken, mit denen sich die
�sterreicher �ber die missliche Lage, in die sie geraten waren, hinwegzutr�sten
versuchten. "M�rzveilchen" wurden jene Mitb�rger genannt, die
knapp nach dem Anschluss entdeckten, dass sie ja immer schon f�r die oder bei
der Partei (also "Parteigenossen" und nicht blo�
"Volksgenossen") gewesen waren. Sie trugen von einem Tag auf den
anderen stolz die "Pletschn", das - vermutlich - von Hitler selbst
entworfene NS-Parteiabzeichen. Weibliche
Parteimitglieder wurden zu "Nazissen", h�here Dienstgrade der
NSDAP hie�en "Goldfasane". Der "F�hrer" wurde zum "Gr�faz",
zum "gr��ten Feldherrn aller Zeiten". Gauleiter B�rckel
wurde zum "Bierleiter Gaukel", w�hrend der 1940 zum deutschen
Reichsstatthalter in den Niederlanden ernannte �sterreicher Dr. Sey�-Inquart
(1892-1946) den nicht sehr respektvollen Beinamen "Scheiss ins
Quadrat" erhielt. Dagegen waren die Niederl�nder noch vornehm, die ihn
"zes en een kwart" (= sechs Gulden und ein Viertel) nannten.
Die Nazis revanchierten sich und bezeichneten Kardinal Innitzer, der
seine anf�nglich positive Haltung gegen�ber den Nationalsozialisten bald
aufgegeben hatte, als "inser Unn�tzer".
Mancher Leser wird sich nun fragen, warum wir uns so ausf�hrlich mit verschiedenen Ph�nomenen der NS-Zeit besch�ftigten. Sollte �ber diese Dinge nicht endlich Gras wachsen? Die Antwort ist ein klares Nein. Dieses Nein liegt in dem Umstand begr�ndet, dass bis auf den heutigen Tag viele Dinge ungekl�rt sind, unter den Teppich gekehrt wurden, verdr�ngt wurden. Vieles wurde den jungen �sterreichern auch nie mitgeteilt - die Eltern wollten nicht, die Schulen durften nicht. Umgekehrt aber wirken manche dieser ins Unterbewusstsein verschobenen Ph�nomene bis heute nach. Man kann dabei an die bis in die Gegenwart auftretenden Hakenkreuz-Schmieraktionen oder an manches Wirtshausgespr�ch denken, an politische Urlaute oder einfach an gewisse Kleinigkeiten - etwa daran, dass f�r das neue KfZ-Kennzeichen f�r den Bezirk Neusiedl/See nicht "NS" sondern "ND" gew�hlt werden musste, weil Abk�rzungen wie "HJ", "NS", "SA", "SS" oder auch "VF" auch nach mehr als einem halben Jahrhundert heute eben noch einen Signal- oder Symbolwert haben.
Es war eines der Anliegen meines Buches �Die Symbole �sterreichs�, dessen Text hier erweitert wiedergegeben wurde, m�glichst ALLE Symbole, Zeichen und Signale zu analysieren, die das Verh�ltnis des �sterreichers zu seinem Land, zu seiner Republik, zu deren Geschichte und damit zu sich selbst betreffen.
Weitere Quellen: http://www.susas.de/mythos/inhaltsverzeichnis.htmAbzeichengesetz 1960
BGBl.Nr. 84/1960 zuletzt ge�ndert durch BGBl.Nr. 117/1980
� 1. (1) Abzeichen, Uniformen oder Uniformteile einer in
�sterreich verbotenen Organisation d�rfen �ffentlich weder getragen
noch zur Schau gestellt, dargestellt oder verbreitet werden. Als
Abzeichen sind auch Embleme, Symbole und Kennzeichen anzusehen.
(2) Das Verbot des Abs. 1 erstreckt sich auch auf Abzeichen,
Uniformen und Uniformteile, die auf Grund ihrer �hnlichkeit oder
ihrer offenkundigen Zweckbestimmung als Ersatz eines der in Abs. 1
erw�hnten Abzeichen, Uniformen oder Uniformteile gebraucht werden.
(3) Orden und Ehrenzeichen, die eines der im Abs. 1 oder Abs. 2
erw�hnten Embleme aufweisen, d�rfen �ffentlich weder getragen noch
zur Schau gestellt werden.
� 2. (1) Die Verbote des � 1 finden, wenn nicht das Ideengut einer
verbotenen Organisation gutgehei�en oder propagiert wird, keine
Anwendung auf Druckwerke, bildliche Darstellungen, Auff�hrungen von
B�hnen- und Filmwerken sowie Ausstellungen, bei denen
Ausstellungsst�cke, die unter � 1 fallen, keinen wesentlichen
Bestandteil der Ausstellung darstellen.
(2) Auf sonstige Ausstellungen finden die Verbote des � 1 dann
keine Anwendung, wenn sich die Ausstellung und deren Zweckbestimmung
eindeutig gegen das Ideengut der betreffenden verbotenen
Organisation richten.
� 3. (1) Wer einem Verbot des � 1 zuwiderhandelt, begeht eine
Verwaltungs�bertretung und ist von der Bezirksverwaltungsbeh�rde, im
Amtsbereich einer Bundespolizeibeh�rde von dieser, mit Geldstrafe
bis zu 10.000 S oder mit Arrest bis zu einem Monat zu bestrafen.
�berwiegen erschwerende Umst�nde, so k�nnen Geld- und Arreststrafen
auch nebeneinander verh�ngt werden.
(2) Abzeichen, die den Gegenstand einer strafbaren Handlung im
Sinne des � 1 bilden, sind, soweit dies nach der Beschaffenheit der
Abzeichen m�glich ist, f�r verfallen zu erkl�ren.
(3) Der Versuch ist strafbar.
� 4. Mit der Vollziehung dieses Bundesgesetzes ist das
Bundesministerium f�r Inneres betraut.
Verbotsgesetz 1947
StGBl.Nr. 13/1945 zuletzt ge�ndert durch BGBl.Nr. 25/1947
Artikel I: Verbot der NSDAP.
� 1. Die NSDAP, ihre Wehrverb�nde (SS, SA, NSKK, NSFK), ihre
Gliederungen und angeschlossenen Verb�nde sowie alle
nationalsozialistischen Organisationen und Einrichtungen �berhaupt
sind aufgel�st; ihre Neubildung ist verboten.
Ihr Verm�gen ist der Republik verfallen.
Quelle: http://www.ris.bka.gv.at/bundesrecht/
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